1892 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Schmelzer, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
286 Königreich Württemberg. ^
Waffengewalt zum Gehorsam zwingen. Auch mit mehreren späteren Kaisern, deren er im ganzen sieben erlebt hat, geriet Eberhard in Streit. Besonders schlecht ging es ihm, als Kaiser Heinrich Vii. gegen ihn „als des Reiches Feind" den Krieg eröffnete; mehrere Reichsstädte, namentlich Eßlingen, Reutlingen, Rottweil, Ulm u. a., die Eberhard zu Landstädten herabdrücken wollte, schlossen sich dem Kaiser an; Eberhard verlor säst sein ganzes Land, viele seiner Burgen wurden gebrochen, so Asperg und die Stammburg Württemberg, die Städte ergaben sich ans Reich und Eberhard mußte flüchten. Trotzdem kam er wieder in den Besitz seines Landes. Am Ende seines vielbewegten Lebens brachte er die Gebeine seiner Ahnen von dem zerstörten Stift Beutelsbach nach Stuttgart, das aber noch nicht ständige Residenz war. Er starb nach 60jähriger Regierung und wurde, wie die folgenden Grasen, in der Stiftskirche zu Stuttgart beigesetzt. Um die Hälfte vergrößert, dehnte das Land sich südlich von Besigheim, westwärts bis in die Gegend von Leonberg und Calw, ostwärts bis über Göppingen aus. Daran schloß sich ein kleineres Stück auf und an dem nordwestlichen Teil der Alb bei Urach und Reutlingen. Diesen Besitz vermehrte Eberhards Sohn, Ulrich Iii. (1325—44), indem er namentlich Tübingen erwarb.
3. Eberhard der Greiner, der Rauschebart (1344—92). Es war eine traurige Zeit, in welche die Regierung dieses Fürsten fällt. Im Anfang derselben verbreitete der schwarze Tod, eine furchtbare Seuche, Schrecken und Trauer über ganz Europa; ganze Geschlechter starben aus und ganze Gegenden entvölkerten sich. Aber es war auch eine Zeit fortwährender Fehden und Kämpfe, und Eberhard, in dem der Geist seines gleichnamigen Großvaters wieder auflebte, war selbst keineswegs friedfertig gesinnt; er hatte mit dem Kaiser, mit schwäbischen Rittern und mit den Reichsstädten schwere Kämpfe auszufechten.
Im Jahre 1367 ritt Eberhard nach Wildbad. Das hörte der Graf von Eberstein, der einen alten Groll aus ihn hatte, und beschloß, ihn ohne Absagebrief zu überfallen, wobei ihm Wolf von Wunnenstein und mehrere Raubritter, die Martinsvögel, Hülfe leisteten. Allein Eberhard wurde durch einen Bauern gewarnt und konnte nach der Burg Zavelstein flüchten. Die Räuber ließen nun ihren Zorn an dem Städtchen Wildbad aus, das sie verbrannten. Eberhard baute es wieder auf und befestigte es mit einer Ringmauer. — Einen schweren Kampf hatte Eberhard mit den Reichsstädten auszusechten. Da er ihre Freiheiten bedrohte, verbanden sich 14 Reichsstädte, von Ulm bis Rottweil, gegen ihn und den Kaiser Wenzel. In dem nun ausbrechenden Städtekrieg wurde (Schwaben namentlich von den Städtern furchtbar verheert. Der Kaiser belagerte Ulm. Als er unverrichteter Dinge abziehen mußte,