Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 291

1892 - Leipzig : Voigtländer
7] Königreich Württemberg. 291 fühlte. Die Hochzeit, zu der eine Menge Fürsten und Edelleute mit 6000 Pferden von weit her zusammenkamen, wurde mit ungeheurem Pompe gefeiert. Die Ehe war nicht glücklich und der Herzog suchte Ersatz in rauschenden Vergnügungen aller Art, während er die Regierung seinen Räten überließ. In zehn Jahren waren solche Schulden gemacht, daß Ulrich zu verderblichen Maßregeln seine Zuflucht nahm und namentlich Maß und Gewicht verringern ließ. Dadurch entstand große Unzufriedenheit im Lande. Besonders schlimm war die Lage der Bauern, die von den Gutsherren mißhandelt, deren Felder von dem zahllosen Wild verwüstet und die durch Fronen und Zehnten ausgesogen wurden. Als daher im Remsthal einige schlechte Weinjahre aufeinander folgten, brach dort ein Aufruhr der Bauern des Bundes vom „armen Konrad" aus. Doch es gelang bald, die Ruhe wieder herzustellen, nachdem der Herzog auf dem Landtage zu Tübingen gelobt hatte, ohne Willen der Stände keinen Krieg zu führen und keine Steuer auszuschreiben. Dieser Tübinger Vertrag bildete fortan den Grundpfeiler aller württembergifchen Freiheiten. — Kaum war die Ruhe einigermaßen wieder hergestellt, so brachte eine in der Leidenschaft begangene That des Herzogs neues Unglück über ihn und das Land. Ulrich tötete nämlich bei der Jagd seinen Stallmeister Hans von Hutten, der einer angesehenen Familie des Landes angehörte, so daß der ganze Adel gegen ihn empört war. Dazu kam der Zwist Ulrichs mit seiner Gemahlin, die ihn plötzlich verließ und zu ihren Brüdern nach München floh. Die bayerischen Herzoge und die Verwandten Huttens machten nun gemeinsame Sache gegen Ulrich, verklagten ihn beim Kaiser und griffen zugleich zu den Waffen. Ulrich wurde vom Kaiser in die Reichsacht erklärt. Als er nun vollends die Reichsstadt Reutlingen plötzlich überfiel und einnahm und sie zu einer württembergifchen Landstadt machen wollte, da hatte er auch den Bund der schwäbischen Städte gegen sich ausgebracht. Diesen Feinden konnte Ulrich nicht standhalten und floh außer Landes, während seine Burgen und Städte von den Gegnern besetzt wurden. Ein Versuch, das Land wieder zu erobern, mißlang; die württembergische Stammburg wurde zerstört und Ulrich mußte auss neue fliehen. Inzwischen war Karl V. Kaiser geworden, und diesem überließ der schwäbische Bund das eroberte Land. Karl ließ das Land von seinem Bruder Ferdinand verwalten. Wenige Jahre nach Ulrichs Vertreibung brach der große Bauernkrieg aus; eine Menge Burgen und Klöster wurden auch in Württemberg zerstört und das Land gräßlich verwüstet, endlich aber die Ruhe wieder hergestellt. — Inzwischen hatte die Reformation auch in Württemberg vielfach Anhänger gefunden; Ulrich selbst war in der Verbannung Protestant geworden. In Württemberg hatte 19*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer