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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 49

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
11. Auflösung des Gothenreiches durch die Hunnen. 49 Wohnsitze hinausreichte. Neue Völker, die bisher mit den Gothen in keinem Verbände gestanden, wurden in den Kreis der gewaltigen Herrschaft hineingezogen, und bald mochte die Masse der fremden Völker die der heimischen übersteigen. Schon hatte Hermanrich, in jeder Art vom Geschicke begünstigt, längere Zeit als das gewöhnliche Alter des Menschen, die Völker regiert, und nichts schien dem hochbejahrten Manne seine letzte Lebenszeit zu trüben: da zeigte das Glück, daß es oft auch den, welchen es sonst immer begleitete und hob, plötzlich verläßt und ihn dann in doppeltes Unglück der Verzweiflung stürzt. Zahllose Schaaren, die aus Asiens Mitte kamen, zogen immer tiefer in's Reich ein. Mann nannte sie Hunnen; sie waren von kleinem, ungestaltetem Körperbau, hatten hervorstehende Backenknochen und tiefliegende kleine Augen, fast feurigen Punkten zu vergleichen. Sie machten blitzschnelle Angriffe auf ihren kleinen, häßlichen, aber flinken und unermüdlichen Pferden, mit denen sie als vollendete Reiter in eins gewachsen schienen und auf denen sie fast ihr ganzes Leben. zubrachten. Der Schrecken ging vor ihnen her, und die Sage, daß sie Abkömmlinge von gothischen Hexen oder Alrunen und bösen Geistern in der Wüste seien, flößte zugleich Abscheu und Furcht vor den gräßlichen Gestalten ein. Schon waren sie über die Wolga gegangen und näherten sich dem Donstrom: hier wohnte das noma-disirende Reitervolk der Alanen, welche dem mächtigen Andrange der kaum menschlichen Wesen unterlagen. Die besiegten und freiwillig übergetretenen Völker vergrößerten die zahllose hunnische Macht, welche um 373 gegen den Dniepr auf die Ostgothen heranstürmte. Der alte Hermanrich, zu schwach, Widerstand zu leisten, und niedergebeugt vom Schmerze, das Ende seines Reiches und Ruhmes gekommen zu sehen, stürzte sich aus Verzweiflung selbst in sein Schwert und endigte so sein Leben, das er auf 110 Jahre gebracht haben soll. So wenig, wie gegen die Römer, vereinigten sich die beiden Gruppen der Ost- und Westgothen gegen die Hunnen. Die von diesen zunächst besiegten Ostgothen stürzten nun mit ihnen auf die Westgothen. Deren Führer Athanarich (reg. den größten Theil des Volkes, 366-381) suchte sich anfänglich gegen den Andrang der wilden asiatischen Horden an den Ufern des Dniester in einem festen Lager zu halten. Allein plötzlich sah er sich von einer zahlreichen feindlichen Reiterei, die beim Mondlicht an einer seichten Stelle über den Fluß gesetzt war, in Flanke und Rücken angegriffen. Er gab die umgangene Stellung nach einigen Verlusten auf und zog sich in Eile über die steilen Höhen Siebenbürgens nach Westen in das Flußgebiet der Theiß. Die Hunnen folgten ihm nach; aber die Beute, welche sie fanden und mit sich schleppten, das Verwüsten der Ländereien, das Niederbrennen der Dörfer, das Schlachten der Kriegsgefangenen, der Weiber und Kinder, das ganze bestialische Verfahren, dem sich die zügellosen Haufen überließen, hielt sie auf und rettete den Athanarich. Pütz, Histor. Darstell, und Charakteristiken. Ii. 2. Aufl. 4
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