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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 66

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
66 Erster Zeitraum des Mittelalters: 476—751. A. Das Abendland. Italiens, geschlagen und zog sich in die Gegend von Verona zurück. Doch hier erlitt er eine neue, noch furchtbarere Niederlage; Theoderich drang bis Mailand und Pavia vor, Odoaker wurde an der Adda zum dritten Male gänzlich geschlagen (490) und mußte in seiner stark befestigten Residenz Ravenna Zuflucht suchen. Drei Jahre lang vertheidigte er sich hier noch mit der größten Tapferkeit; aber endlich unterlag er der Uebermacht Theoderich's. Im Februar 493 mußte er sich ihm ergeben, und Theoderich sicherte ihm Freiheit und Leben zu; doch schon wenige Tage nach seinem Einzuge in Ravenna lud ihn derselbe zum Gastmahle ein und stieß ihn hier mit eigener Hand nieder, unter dem Vorwande, daß er eine Empörung bereitet und ihm nach dem Leben getrachtet habe. Nun nannte sich Theoderich König von Italien, und der oströmische Kaiser Anastasius erkannte ihn als Beherrscher des neuen ostgothischen Reiches an. Dasselbe umfaßte bald nicht nur Italien und Sicilien, sondern auch einen Theil des südlichen Galliens, die Alpenländer bis zur Donau (?) hin, und im Osten erstreckte es sich über Pannonien, Jllyricum, Dalmatien. Mit Kraft, Milde und Weisheit beherrschte Theoderich dieses große Reich von Ravenna und Verona aus, und wie sein Name in der Geschichte mit Ehren genannt wird, so ist er auch von den Dichtern unter dem Namen Dietrich von Bern (Verona) in Heldenliedern hoch gefeiert worden. Es gelang ihm auf friedlichem Wege, eine Art von moralischem Protectorat über alle bedeutenderen Germanenstämme zu gewinnen. Die germanischen Fürsten erkannten stillschweigend eine gewisse schiedsrichterliche Autorität in ihm an, und der kluge König war eifrig bemüht, diese Verbindungen durch verwandtschaftliche Verhältniße, Gesandtschaften und Geschenke zu erhalten. Er selbst war in zweiter Ehe mit Ehlodwig's Schwester Audifleda vermählt; von seinen Töchtern gab er die älteste dem Westgothenkönig Alarich Ii., die zweite dem burgundischen König Sigmund zur Ehe; seine Schwester Amalafrida verheirathete er mit dem Vandalenkönig Thrasimund (zur Sicherung gegen Byzanz, da die vandalische Flotte allein der kaiserlichen gewachsen war) und deren Tochter Amalaberga mit dem Thüringerfürsten Hermansried. Die Gothen sollten die politische Mitte bilden zwischen dem Kaiserthum und der Germanenwelt, sollten den Barbaren die Traditionen römischer Bildung übermitteln. Das ist recht eigentlich der Kern seines Regierungssystems-, die Sorge für den Landfrieden und die Schlichtung jedes Streites auf dem Wege des Rechtes, statt mit Gewalt. Auch er behielt alle römischen Staatseinrichtungen und Gesetze bei, und mit großem Geschick wußte er die edelsten Römer (wie Cassiodorus) herauszufinden und sie als Rathgeber in seine Nähe zu ziehen, wie er ihnen auch die Leitung der verschiedenen Zweige der Staatsverwaltung übertrug, während er das römische Volk mit seinen Lieblingsfreuden, den Spielen im Amphitheater, wie ein echter Imperator ergötzte. Das Heer aber bildeten fort und fort die Gothen allein, denen er
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