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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 67

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
15. Odoaker. Theoderich der Große. auch ihre alte Verfassung ließ; die Römer waren der Bürgerstand. Auf alle Weise beförderte Theoderich Ackerbau, Gewerbe und Künste, und eben so lag ihm die Erhaltung der römischen Gelehrsamkeit und Bildung stets am Herzen. Er selbst rühmte sich gern wegen des blühenden Wohlstandes seines Reiches, den er zum Theil neu geschaffen. Im Jahre 500 kam er zum ersten Male nach Rom. Der Anblick der herrlichen Prachtgebäude und Kunstwerke machten einen tiefen Eindruck auf ihn. Vieles war in Trümmer gesunken, und er setzte deshalb große Summen aus, um es wieder herzustellen und das noch Erhaltene vor dem Verfall zu bewahren. Er war Arianer wie sein ganzes Volk; die Römer waren Katholiken; aber so leidenschaftlich sich auch anderwärts die verschiedenen christlichen Religionsparteien befeindeten, Theoderich war weit entfernt davon, die Katholiken zu verfolgen oder die römische Kirche in ihren Rechten zu kränken. So beglückte er sein Reich bis in die letzten Jahre seines Lebens durch eine weise und milde Regierung; aber die Römer lohnten ihm mit dem schwärzesten Undank. Sie konnten es nicht verschmerzen, daß sie von einem Barbaren und Arianer beherrscht wurden, und als nun in Con-stantinopel mit Justinus ein Kaiser auf den Thron kam, der sich zur katholischen Kirche bekannte, da regte sich im Elerus und im Adel von Rom die Sehnsucht, unter seine Herrschaft zu kommen, und der nie versöhnte Gegensatz zwischen Römern (Italienern) und Gothen verschärfte sich von Neuem; die Arianer wurden von dem kaiserlichen Ketzerhasse im ganzen römischen Reiche, als dessen Theil Italien galt, verfolgt. Die Führer der nationalen weltlichen Opposition gegen die Gothenherrschaft gehörten den angesehensten römischen Adelsgeschlechtern an, und von Theoderich in dem fast erblichen Besitz der höchsten Aemter belassen, erfüllten sie besonders den Senat und waren vielfach mit den Großen des byzantinischen Reiches verwandt oder verbunden. Eine solche Stimmung konnte Theoderich nicht verborgen bleiben, und der Unmuth über solchen Undank erfüllte das Gemüth des bis dahin so milden und gerechten Königs mit Bitterkeit und Mißtrauen, durch die er sich zu Härte und Willkür verleiten ließ. Er schenkte der Anklage gegen einen angesehenen römischen Senator (Albinus) auf verräterische Verbindung mit dem byzantinischen Kaiser Glauben. Boethius, ein anderer Senator, übernahm die Vertheidigung des Angeklagten und soll in der Vertheidigungsrede geäußert haben, „er und alle Senatoren wären des Verrathes gerade eben so schuldig wie der Angeklagte". Theoderich erkannte die Gefahr, entwaffnete die Italiener, entsetzte den Bo8thins aller seiner Würden, ließ ihn dann in's Gefängniß werfen und endlich, als die gefährliche Aufregung immer mehr stieg, nach langer, harter Gefangenschaft hinrichten. Im Kerker suchte und fand Boethius Trost in der Beschäftigung mit der Philosophie und verfaßte daselbst fünf Bücher in Gesprächsform unter dem Titel: „Trost der Philosophie", die noch bis auf unsere Tage erhalten sind. Er unterredet sich darin mit der Philosophie, und diese belehrt ihn in edler, würdiger 5*
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