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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 162

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
162 Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 761—1096. mahnten. Dies waren im fernen Süden von Italien die Saracenen, welche sich schon 827 auf ©teilten festgesetzt hatten und von hier aus die Küsten Italiens und der Provence plünderten, insbesondere aber im Norden die Normannen, d. H. die Dänen des Festlandes wie der Inseln, welche ihren seit den Tagen Karl's des Gr. nicht mehr ungewohnten Angriffen plötzlich eine bei weitem größere Ausdehnung gaben. Diese kräftigen Söhne des Nordens verriethen in ihrem stattlichen Aeußern und in ihrer Sprache deutlich die germanische Abkunft, hielten aber noch fest an ihren heidnischen Gottheiten („Äsen"), wie Odin, Thor, und von fanatischem Eifer getrieben, wandten sie ihre Zerstörungswuth gegen christliche Kirchen und kirchliche Gegenstände. Während sie zuerst nur als Seeräuber durch plötzliche Landung und kecken Uebersall einige Beute von der Küste wegzuführen wagten, versuchten sie bald, in's Binnenland weiter vordringend, Städte nicht nur zu überrumpeln, sondern durch planmäßige Belagerung zur Uebergabe zu zwingen. Dabei gilt ihnen ihr Gewerbe so wenig für unehrenhaft, daß selbst Königs-söhne darnach trachten, als „Seekönige" an die Spitze von Freibeuterschaaren zu treten, deren ruhmvolle Thaten Lied und Sage verherrlichen. So hatten sie schon seit 834 fast jährlich den friesischen Seeplätzen, die schon damals der Sitz eines blühenden Handels rheinaufwärts und einer reichen gewerblichen Thätigkeit waren, ihren Besuch abgestattet, bald aber wurden die neustrifchen Küsten am Atlantischen Ocean: Flandern, ja sogar Aquitanien, der vorzüglichste Tummelplatz ihrer wilden Raubsucht. Im I. 841 lief plötzlich eine Schaar von Freibeutern in die Seine-Mündung ein und plünderte Rouen, 843 erschien eine Flotte von 67 Segeln, von einem christlichen Grafen der bretonischen Mark wider einen Gegner zu Hülfe gerufen, in der Mündung der Loire, überfiel Nantes, dessen Kathedrale und Straßen mit Mord, Raub und Brand erfüllt wurden. König Horich von Dänemark wagte es sogar, das ost- und westfränkische Reich fast gleichzeitig anzugreifen. Eine Normannenflotte von angeblich 600 Segeln überrumpelte plötzlich Hamburg, eine andere von 120 Schiffen lief in die Seine ein, drang fast ohne Widerstand, das reiche Land plündernd, bis Paris vor und ließ sich von Karl dem Kahlen für ihren Abzug (jedoch mit der Beute von Paris) 7000 Pfund Silber zahlen. Wahrscheinlich dieselben Schaaren, die 843 Nantes verheert hatten, fuhren 844 die Garonne aufwärts durch eine der blühendsten Landschaften Galliens plündernd bis Toulouse und wählten, nach einem Einfalle in das südliche Spanien (bis Sevilla), die Stadt Samtes zu ihrem Standquartier für eine längere Ausbeutung der reichen Umlande. Die zwölf Jahre, die Lothar nach dem Vertrage von Verdun unangefochten über Italien und das Mittelland herrschte, verbrachte ix theils in schwächlichen Versuchen zur Beunruhigung seiner Brüder, theils in thatenloser Ruhe, während im Süden die Saracenen, im Norden die Normannen immer weiter um sich griffen. Im Gefühle des herannahenden Todes, legte
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