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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 167

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
40. Auslösung des fränkischen Reiches. 167 baierisch-kärntnerischen Heeres gegen ihn heranziehe. Je mehr der Usurpator sich Tribur näherte (bis Frankfurt), desto allgemeiner ward der Abfall der Großen, die der Vortheil oder die Furcht vor Verlust ihrer Lehen auf seine Seite trieb. Der Kaiser begehrte, mit Gleichmuth sich in's Unvermeidliche fügend, von seinem Nachfolger nichts weiter als einige Meierhöfe in seinem Schwaben, wo er nur noch 6 Wochen den Unfall überlebte, der ihn von der Höhe herabgeschleudert hatte (f 13. Januar 888). In Folge dieser unblutigen Umwälzung erscheint Arnulf schon Ende November von allen deutschen Stämmen als König des ostfränkischen Reiches anerkannt; nur die Lotbringer und die Friesen hielten sich größtentheils noch fern, indem sich hier der Gegensatz zwischen den seit dem Vertrage von Verdun vereinigten und den später hinzugekommenen Stämmen ausspricht. Ueber die Form von Arnulf's Thronbesteigung können wir, bei dem Mangel an jeder Nachricht, nur vermuthen, daß sie, wie nachmals bei Arnulf's Sohne Ludwig, in einer Krönung (zu Frankfurt oder zu Regensburg?) bestand; daß aber damals die Wahlmonarchie an die Stelle der erblichen getreten sei, wird von einem Zeitgenossen ausdrücklich verneint. Es beruht überhaupt aus einer falschen, jener Zeit fremden Anschauung, wenn man Wahl und Erblichkeit als Gegensätze ansehen will, die sich gegenseitig ausschließen. Die Erblichkeit gilt für das herrschende Geschlecht, aber in Bezug auf die einzelnen Glieder desselben tritt die Wahl ergänzend und bestätigend hinzu. Während der 74 Jahre von dem Tode Karl's des Großen bis zur völligen Auslösung des fränkischen Reiches hatte sich eine wesentliche Umgestaltung des politischen Zustandes desselben ereignet, welche indeß nur der Fortgang der bereits in der merovingischen Zeit begonnenen und durch die Kraft jenes Herrschers nur auf einige Zeit gehemmten Entwicklung war. Eine Aristokratie weltlicher und geistlicher Großen war an die Stelle der von Karl begründeten Monarchie getreten, und das Lehnswesen war die Form des politischen Lebens geworden. Schon die Schwäche Ludwig's des Frommen hatte den Trotz und die Ansprüche der Mächtigern, welche durch seine kräftigen Vorfahren in engere Schranken zurückgewiesen worden waren, wieder hervorgerufen, und während der Empörungen seiner Söhne gegen ihn und während des Krieges dieser unter einander hatten jene Ansprüche zum Theil Anerkennung gesunden, indem die Kriegführenden durch Zugeständnisse sich den Beistand der Großen des Reiches zu erkaufen suchten. Wenn selbst Karl der Große nicht im Stande gewesen war, den Bedrückungen und Gewaltthätigkeiten gänzlich zu wehren, durch welche die Grasen und andere mächtige Männer die Gemeinfreien zur Lehnsabhängigkeit zu zwingen suchten, so vermochten es seine schwachen Nachfolger noch viel weniger, und bei der zu ihrer Zeit herrschenden Verwirrung und Gesetzlosigkeit nöthigte schon das Bedürfniß des Schutzes, welchen der König nicht gewähren konnte, eine große Anzahl Freier, die Vasallen eines Mächtigern zu werden. So
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