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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 340

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
340 Dritter Zeitraum des Mittelalters : 1096-1273. welcher von zusammengewachsenen Augenbrauen den Namen „Murzuflos" trug. Dieser benutzte die Gelegenheit, um den Jämmerlichkeiten der damaligen Regierung auf byzantinische Weise ein Ende zu machen. Alexius ward gefesselt, und, weil das ihm gegebene Gift, nach genommenem Gegengifte, unwirksam blieb, erdrosselt; sein Vater Isaak starb vor Gram und Schrecken. Murzuslos, welcher nunmehr den Purpur selbst annahm, behauptete zwar, beide Kaiser wären eines natürlichen Todes gestorben und ließ sie feierlich begraben. Niemand aber wurde dadurch getäuscht, am wenigsten die Franken. Mit verdoppeltem Ernste wandten sich diese zum Kriege, nicht allein, weil alle Verträge und Versprechungen durch Murzuflos' Thronbesteigung ausgelöst erschienen, sondern auch, weil sie sich verpflichtet hielten, Frevel dieser Art zu rächen und zu bestrafen. Allein ungeachtet aller Tapferkeit und Ausdauer wurden sie von den Griechen mit beträchtlichem Verluste zurückgeschlagen. Doch bei einem zweiten Sturme suchte Murzuflos vergebens, die Griechen zum Widerstände zu bewegen: er sah sich in der allgemeinen Flucht mit fortgerissen, und so maßlos war nach dem kurzen Uebermuthe der letzten Tage der Schrecken der Einwohner, daß, nach griechischen Berichten, ein einzelner Ritter Tausende vor sich her jagte. Es entstand in der Nacht eine große Feuersbrunst und bei der hierdurch erhöhten Furcht und Verwirrung entfloh auch Murzuflos heimlich durch das goldene Thor. Sobald dies mit dem Anbruche des Tages bekannt wurde, zankten die Griechen unter einander, ob sie an Theodor Dukas oder Theodor Laskaris ein Kaiserthum geben sollten, das nicht mehr vorhanden war, als die Kreuzfahrer schon herandrangen, Alle auseinander sprengten und sich nun nach vollkommenem Siege in der ganzen Stadt verbreiteten. Selbst für Kirchen und Kirchengut zeigte Keiner Achtung. Man nahm alles, was Werth hatte, warf die Hostien aus den Kelchen und zerschlug die schönsten Kunstwerke und Altäre, um sie zu theilen. Nur die Venetianer scheinen dafür einigen Sinn gehabt und manches Vortreffliche, gleich den vier berühmten Pferden (des Lysippus?), in ihre Vaterstadt gesandt zu haben. Aber der Zorn über die Frevel der Franken wird gemildert, wenn man bedenkt, daß 400,000 Einwohner ihre aufs trefflichste befestigte Stadt von 20,000 Ankömmlingen erobern und so behandeln ließen. Nachdem endlich die Beute vertheilt war, kam es vor Allem darauf an, einen Kaiser zu ernennen. Sechs venetianische Edle und sechs Geistliche schwuren auf das Evangelienbuch, nach bestem Wissen und Gewisien zu wählen und vereinigten ihre Stimmen für Balduin von Flandern, weil man durch seine Verbindungen größere Unterstützung aus Frankreich und Deutschland erwartete. Man setzte ihn aus einen Schild, trug ihn zur Kirche und am 16. Mai 1204 fand die feierliche Krönung des lateinischen Kaisers in der Sophienkirche Statt.
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