Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 350

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
350 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273. bestimmten Sammelplatz, den Hafen von Cagliari. In einer Berathung über die Fortsetzung des Zuges, zu welcher der König hier die Barone des Heeres versammelte, wurde beschlossen, zuerst nach Tunis zu schiffen; denn Glaubwürdige versicherten, der Fürst dieser Stadt habe die Absicht, sich zum Christenthume zu bekennen, die Erscheinung des zahlreichen Kreuzheeres werde ihm es möglich machen, seine Absicht ohne Furcht vor seinen Glaubensgenossen auszuführen und alsdann werde der christliche Glaube in den Gegenden wieder erstehen, in welchen er einst zur Zeit des H. Augustinus und anderer Kirchenlehrer so herrlich geblüht habe; sollte aber der Fürst von Tunis das Bekenntniß des Christenthums verweigern, so werde sein Land eine leichte Eroberung sein und der unermeßliche Reichthum, welchen man dadurch gewinnen würde, nachdrücklichere Unterstützung des heiligen Landes möglich machen. Die Kreuzfahrer landeten, ohne daß die über den unerwarteten Angriff bestürzten Saracenen ihnen den geringsten Widerstand leisteten; allein statt diese Bestürzung zu benutzen und die Stadt Tunis, bevor sie in Vertheidigungszustand gesetzt war, anzugreifen, beschloß Ludwig, den Angriff erst nach der Ankunft seines Bruders Karl, welcher täglich erwartet wurde, zu unternehmen. Diese Zögerung gab den Saracenen wieder Muth; unaufhörlich beunruhigten sie die Kreuzfahrer, so daß oft an einem Tage mehrere Male zu den Waffen gerufen wurde, und wenn die Christen in Schlachtordnung gegen sie anrückten, zogen sie sich schnell zurück. Weit verderblicher wurde den Christen noch die glühende Hitze des Augusts, der durch heftige Winde aufgeregte Staub und der Mangel an gesunder Speise und trinkbarem Wasser; Krankheiten waren die Folge davon, und indem die Luft durch die Leichname verpestet wurde, nahm die Sterblichkeit mit jedem Tage zu; zahllose Kreuzfahrer, selbst der päpstliche Legat und Ludwig's Sohn, Johann Tristan, starben bereits im Anfange des Augusts, und auch der König, dessen Kräfte fchon vor dem Antritte des Kreuzzuges sehr gesunken waren, erkrankte. Auf einem mit Asche bestreuten Bette, die Arme kreuzweis über die Brust gelegt und die Augen gegen Himmel gerichtet, starb er am 25. August 1270. Im Jahre 1297 wurde er von dem Papste Bonifacius Viii. unter die Heiligen der Kirche aufgenommen. Das völlige Mißlingen des ersten wie der traurige Ausgang des zweiten Zuges Ludwig's Ix. erregte nur geringe Theilnahme, hier und da sogar Freude: die ghibellinische Partei freute sich über eine Niederlage, die mittelbar auch die päpstliche Sache traf. Die Kreuzzüge hatten aufgehört, als eine allgemeine Angelegenheit der Christenheit betrachtet zu werden. Die Fürsten verhielten sich den fortgesetzten Mahnungen der Päpste gegenüber unthätig, oder sie benutzten, wie der König von England, die päpstliche Kreuzpredigt nur zur Erhebung von Kreuzzugssteuern, die sie für andere Zwecke verwendeten. Im Volke war die Kreuzpredigt längst unpopulär. Die Ideen, welche fast zwei Jahrhunderte lang die Gemüther beherrscht, hatten ihre
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer