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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 356

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
356 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273. genug; aber indem sie alle freiwillig ihn als den Ersten unter sich anerkannten, gaben sie den Beweis, daß sie in ihm das Ideal verwirklicht sahen, welches das Zeitalter sich von dem vollendeten Heldencharakter bildete. Dieser, durch die Kreuzzüge dem Rittercharakter eingeprägte Zug der Religiosität machte seitdem einen seiner wesentlichsten Bestandtheile aus. Indem die Achtung und Scheu vor dem Heiligen erhalten wurde, ward dadurch der Rohheit der einzige Zügel angelegt, der ihr angelegt werden konnte. Die Beleidigung des Schwachen, des Wehrlosen ward zum Verbrechen, seine Vertheidigung ward dem Ritter zur Pflicht gemacht. So wie jener Geist sich ausbildete, veredelte sich die ganze höhere Classe der Gesellschaft, weil ihre Art zu empfinden sich verfeinerte. Dazu kam noch ein anderer, größerer Gewinn! Die Muse des Gesanges erwachte; und auch dazu trugen die Kreuzzüge bei, indem sie ihr den reichsten und passendsten Stoff darboten. Das Zeitalter des Enthusiasmus wurde das Zeitalter des Gesanges in vaterländischer Mundart.... Me Höfe von Philipp August in Frankreich, von Richard I. in England, der Hohenstaufen in Deutschland waren die Lieblingssitze des Gesanges; und welcher Ritter hielt nicht bald seine Burg dadurch geehrt, wenn die Lieder berühmter Dichter in ihr erschallten? Indem auf diese Weise das Ritterwesen die Poesie erzeugte, ward wiederum die Poesie die Stütze des Ritterwesens. Wenn aber die Kreuzzüge so wesentlich darauf einwirkten, dem Ritterwesen den Geist einzuhauchen, der es belebte, so wirkten sie nicht weniger auf die Bildung der festeren Formen des Adels ein. Dies geschah aus einem dreifachen Wege: durch ihren Einfluß aus die Ausbildung des Geschlechtsadels durch Geschlechtsnamen und Wappen; durch ihren Einfluß auf die Turniere und auf die Enstehung der Ritterorden. So große und aus vielen Völkern zusammengebrachte Menschenmassen, als die Heere der Kreuzfahrer bildeten, hatte man noch nicht in Europa versammelt gesehen. Es war Bedürfniß, um sich von einander unterscheiden zu können, sich genauer zu bezeichnen. Wie hätte man mit den alten Benennungen ausgereicht, die nur in unseren Vornamen bestanden? So mußten also Beinamen gegeben werden, genommen von den Orten, wo man her war, von dem Gute, dessen Besitzer man war, von dem Amte, das man bekleidete; — und von wie vielen andern Dingen? Daß auf diese Weise die .Zun amen sich bildeten, ist bekannt, und die Zunamen selbst tragen großenteils davon noch jetzt die Spuren. Was indeß die Kreuzzüge dazu beitragen konnten, war nur, daß sie das Bedürfniß fühlbarer und die Sitte allgemein machten. Ebensolchebedürfnisseverursachtendieentstehungderwappen. Vorjenem Zeitalter der Kreuzzüge gab es eben so wenig Staats- als Familienwappen; und auch diese gingen aus den äußeren Abzeichen hervor, wodurch man sich unterschied. Das Kreuz selbst, womit sich gleich bei der Eröffnung des ersten
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