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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 363

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
77. Die Folgen der Kreuzzüge. 363 abgerechnet) ohne alle höhere wissenschaftliche Bildung. Religion und Sprach-verschiedenheit zogen eine fast undurchdringliche Scheidewand zwischen Christen und Saracenen und erschwerten jeden Austausch ihrer Kenntnisse und Ideen. Gleichwohl konnte das Wachsthum an Wissenschaft nicht ganz fehlen; ein so langer Verkehr mußte auch in dieser Rücksicht Spuren zurücklassen, denn man lernte oft auch, ohne lernen zu wollen. Aber der Wissenschaften, worin dies geschah, konnten nur wenige sein. Die Kreuzzüge trugen dazu bei, der classischen Literatur für folgende Jahrhunderte ihre Sitze im Occident vorzubereiten. Die Verbindung, in welche Italien durch sie mit dem Orient gerieth, war es, welche die Einwanderung der griechischen Musen dahin, als sie im griechischen Reiche keinen Zufluchtsort mehr fanden, möglich machte. Erst am Ende des 14. Jahrhunderts wanderte der erste Grieche Manuel Chrysoloras, dem bald eine Menge seiner Landsleute folgte, als Lehrer seiner Sprache und Literatur nach Italien; und wenn er hier den Boden für die fremde Pflanze empfänglich fand, so waren es die Kreuzzüge, welche ihn dazu fähig gemacht hatten. Die geographischen Kenntnisse gewannen zwar durch die Kreuzzüge, aber bei wenig cultivirten Völkern darf man sich diesen Gewinn nicht größer denken, als daß allgemeine Nachrichten und Kenntnisse von entfernten Ländern sich verbreiteten. Die Kreuzzüge öffneten den Orient nicht allein dem Handel, sondern auch der Religion. Die Hoffnung, mongolische Fürsten zum Christenthum« zu bringen, die Sage von einem mächtigen christlichen Monarchen im fernsten Orient, der unter dem Namen des Priesters Johannes in ganz Europa bekannt war, ohne daß Jemand bestimmt seinen Sitz angeben konnte, bewogen die Päpste, Missionare nach jenen entlegenen Weltgegenden zu senden, deren Reisebeschreibungen lange Zeit die Quellen waren, aus denen man die Kunde des Orients schöpfte. Diese Missionare übertraf an Muth ein Kaufmann, der Venetianer Marco Polo, der 26 Jahre lang Asien durchzog und fast alle Länder von Mittel- und Südasien kannte. Er war der erste Europäer, der, so viel wir wissen, die Inselwelt des jenseitigen Indiens und China sah. Sein Werk blieb lange das Handbuch der Geographie des Orients. Die Masse der geographischen Kenntnisse wurde auf diese Weise sehr vermehrt; allein bei dem Mangel der mathematischen Hülfskenntnifse blieben die Begriffe über die Gestalt der Länder, ihre gegenseitige Lage und über die Form des ganzen Welttheils noch sehr beschränkt. Die deutlichsten Beweise davon geben die Versuche, Landkarten zu entwerfen, auf denen die Merkwürdigkeiten der Länder abgebildet zu sein pflegten. Es war eine herrschend gewordene Meinung, daß die Stadt Jerusalem im Mittelpunkte des Erdkreises liege, und danach wurde die Lage der andern Länder vorzüglich bestimmt. Große Weltbegebenheiten Mieten dem Geschichtschreiber seinen Stoff dar und wirken dadurch auf die Geschichte zurück. Auch die Kreuzzüge
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