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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 407

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
82. Heinrich Vi. 407 Verhältniß kaiserlicher Vasallen zurückkehren. Und in der That, Alles ließ sich dazu an, dieses Vorhaben zur Wahrheit zu machen. Zu Mainz übergab König Richard von England alle seine Staaten dem Kaiser, um sie als Lehen wieder aus seiner Hand zu empfangen. Zum Zeichen der Unterthä-nigkeit entrichtete er einen jährlichen Zins von 5000 Pfund Sterling. Damit war auch die lange schwankende Stellung zu Frankreich entschieden. Nicht allein, daß König Philipp Ii. die Hoffnung ausgeben mußte, in seinen Kriegen mit England einen Bundesgenossen an dem Kaiser zu finden; dieser hatte sich vielmehr thatsächlich auch zu seinem Oberlehnsherrn erklärt, denn die ausgedehnten englischen Besitzungen von der Normandie bis zu den Grenzen von Navarra waren französische Lehen. Von der Lehnsoberhoheit des römischen Stuhls über das Normannenreich, von den alten Ansprüchen der Kirche auf das Erbe der Gräfin Mathilde ist keine Rede mehr. Der Präsect von Rom wird vom Kaiser eingesetzt, und selbst in dem kleinen Stück Landes, das der Kirche noch in der Campagna bleibt, gilt der Papst weniger, als der gefürchtete Kaiser. Nach den entlegensten Provinzen des alten römischen Reiches schweift der ländergierige Blick. 'Das Mittelmeer mit all seinen Küsten und Inseln soll wieder einem Herrn gehorchen. Der höchste Preis aber winkt im Osten. Da ist es Heinrich's großartiger Gedanke, den Eifer der Kirche, den Thatendrang der Ritterschaft, die fromme Begeisterung der Masse, alle Kräfte, die seit einem Jahrhundert das Abendland in Bewegung gesetzt hatten, aber in planloser Zersplitterung vergeudet worden waren, in seiner allgewaltigen Hand zusammenzufassen. Der unsichere Besitz eines Stückchens heiligen Landes genügte nicht, sondern der gesammte Orient sollte wieder in den Kreis der abendländischen Welt gezogen, die Einheit des Reiches wieder hergestellt werden. Schon früher hatten sich der Fürst Boemund von Antiochien, der König (Leo) des armenischen Reiches in Eili-cien und der König Amalrich von Eypern als Vasallen des römischen Reiches bekannt und die Schlüssel des Morgenlandes waren in des Kaisers Händen. Mit dem rauhen Stolze altrömischer Senatoren treten seine Gesandten dem erschrockenen Komnenen gegenüber, nur die Wahl lassend zwischen Krieg oder Zahlung eines Tributs von 5000 Pfund Gold. Schon wird jetzt eine „Deutschensteuer" ausgeschrieben, ja, die Kaifergräber müssen sich aufthun und die Leichen der alten Herrscher ihres Schmuckes, aller werthvollen Kleider sich berauben lassen, dem Reiche eine letzte Frist zu erkaufen. Da legt sich ein Stärkerer ins Mittel, und was auch die Todten n'tcht vermocht hätten, das thut der Tod. Eine riesige Gestalt auf schwarzem Rosse sitzend, war König Theodorich von Bern (Verona) an der Mosel erschienen und hatte den erschrockenen Menschen verkündet, daß Jammer und schweres Unglück dem römischen Reiche bevorstehe. Das stattliche Heer von 60,000 Kreuzfahrern, das sich in Apulien gesammelt hatte, war nach Palästina unter Segel gegangen und nach ruhiger Fahrt eben in Accon gelandet, als die Kunde von Kaiser Heinrich's Tode
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