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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 439

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
89. Das Interregnum in Deutschland. 439 Richard von Cornwallis, der Bruder König Heinrich's in. von England, und König Alfons von Castilien, ein Enkel Kaiser Philipp's von Schwaben; wie Ersterer an England, so fand Letzterer an Ludwig Ix. vonirank-reich einen Beförderer. Da geistliche Fürsten die Königswahlen vornehmlich leiteten, die, weil sie selbst keine Aussicht auf den Thron hatten, ihre Stimmen gegen möglichst viele Vortheile zusagten, und da damals der Erzbischof von Mainz sich in der Gefangenschaft des Herzogs von Braunschweig befand, so ward die Wahl diesmal von den Erzbischöfen von Köln und von Trier betrieben, von denen jener eben so thätig für den Engländer, wie dieser für den Spanier wirkte. So erfolgte denn abermals eine Doppel wähl, insbesondere begünstigt durch das schwankende Benehmen Ottokar's Ii. von Böhmen, der Alles darauf anlegte, durch den Kampf zweier Könige und zweier Parteien die hergebrachte Schwäche der Reichsgewalt zu erhalten, um selbst in den österreichischen Ländern seine Macht und seine Eroberungen weiter ausdehnen zu können. Er stimmte der im Januar auf dem Frankenfelde bei Frankfurt erfolgten Wahl Richard's bei (die der Erzbischof von Köln dadurch entschied, daß er auch im Namen des gefangenen Mainzer Erzbischofs eine Stimme abgab, welcher sich erst mit dem englischen Gelde loskaufte) und eben so der im April in der Stadt Frankfurt vorgenommenen Wahl des Königs Alfons, seines Vetters; er nahm aber seine österreichischen Länder nur von Ersterem zu Lehn. Uebrigens ist Alfons gar nicht nach Deutschland gekommen und hat sich damit begnügt, seinen Prcoeß gegen Richard in Rom zu betreiben; Richard hatzwar mehrere Reisen den Rhein aufwärts gemacht, manche Privilegien in Deutschland vergeben, aber zu einer geregelten Regierung hat er es nicht bringen können. Zwischen den Anhängern beider Könige kam es sofort zum offenen Conflicte, und zwar nicht bloß in den Kreisen der Fürsten, sondern auch unter den rheinischen Städten, so daß sich die schönen Vorsätze und Beschlüsse der rheinischen Städtetage bald als nichtig erwiesen. Der Osten des Reiches aber hielt sich von allen diesen Wirren in selbstsüchtiger Zurückgezogenheit fern. Der wahre Grund, warum Richard bald nach seiner Krönung in Köln durch Erzbischof Konrad (17. Mai 1257) nach England zurückging und nachher kaum den vierten Theil seiner 15jährigen Regierung auf deutschem Boden zubrachte, ist in den Schwierigkeiten zu suchen, welche das englische Parlament der königlichen Dynastie wegen ihrer kostspieligen auswärtigen Politik bereitete (die Krone von Deutschland soll England über 8 Mill. Mark Silbers gekostet haben). Dabei hatte Richard, als er seinem Bruder Heinrich Iii. gegen die aufrührerischen Barone Hülfe leistete, das Unglück, im Treffen bei Lewes (in Suffex) 1264 gefangen zu werden und bis zum nächsten Jahre in Haft zubleiben. (Vergl. Nr. 93.) Inzwischen wurde das deutsche Reich durch die Interessen der Territorialfürsten zerstückt und zerriffen; insbesondere hat Ottokar Ii. von Böhmen mit absichtlichster Berechnung den Verfall des
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