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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 460

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
460 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273. (durch die Hinweisung auf die Untreue seiner Barone) zur Unterwerfung unter das Urtheil der römischen Kirche bewegen. Er mußte demzufolge nicht allein allen vertriebenen Geistlichen die Rückkehr nach England gestatten und sie wieder in den vollen Genuß ihrer Pfründen und Aemter einsetzen, sondern auch die Krone von England und Irland in die Hände des Legaten niederlegen, um sie als Lehnsmann des Papstes von ihm zurückzuempfangen (1213), worauf der Legat allen Grafen und Baronen bei Strafe des Bannes befahl, dem Könige gegen Frankreich und alle auswärtigen Feinde beizustehen. Im nächsten Jahre wurde auf einem englischen Concil auch das Jnterdict aufgehoben. Die Aussöhnung mit dem Papste hinderte Johann nicht, mit den gebannten Gegnern des Königs von Frankreich, nämlich mit seinem Neffen, dem deutschen Könige Otto Iv. (s. S. 409), und mit dem Grafen Raimund von Toulouse, ein Bündniß einzugehen in der Absicht, sein altes Eigenthum in Frankreich wieder zu gewinnen. Aber diese Hoffnung ward durch den Sieg Philipp's Ii. bei Bouviues (s. S. 416) vereitelt, und Johann, der gedacht hatte, mit dem Kaiser und den übrigen Bundesgenossen das bezwungene Frankreich zu theilen, konnte, als er nach England zurückkam, auf dem Festlande nur noch Rochelle und einige Burgen sein nennen. Am schlimmsten aber mußte er den Rückschlag der großen Niederlage bei Bouvines in England empfinden. Die geistlichen und weltlichen Barone traten in London zusammen und erhoben laute Beschwerden, besonders über den Kriegsdienst außer Landes, die stets wiederholten ungesetzlichen Auflagen, die Herbeiziehung fremder Söldlinge in die königlichen Burgen und die Vergebung von Lehen an Ausländer. Johann versuchte Anfangs, die Geistlichen von den weltlichen Baronen zu trennen dadurch, daß er den Capiteln und Mönchen die Wahlen frei gab. Als aber die Barone dem Könige den Gehorsam aufkündigten, durch ein Bündniß mit dem jungen Könige Alexander von Schottland „das Heer Gottes", wie sie es nannten, verstärkten und auch die Stadt London zum Abfall bewogen, kamen beide Theile zu Runnemede, einer Wiese an der Themse, unweit Windsor, am 15. Juni 1215 zusammen, der Adel mit dem Schwerte in der Hand, der König umgeben von der hohen Geistlichkeit, und unterzeichneten eine Urkunde, die unter dem Namen Magna Charta das ganze Mittelalter hindurch als eine Zusammenfassung der vornehmsten Gesetze des englischen Staates gegolten hat und auf welche zum Theil noch die heutigen Freiheiten Englands gegründet sind. *) Dieselbe *) Th. v. Bernhardt, welcher im 2. Bde. seiner Geschichte Rußlands einen Rückblick auf den Entwicklungsgang der europäischen Cultur gibt, sagt (S. 55): „Was auch deutsche Schriftsteller von einer durch die Magna Charta in kühnen Umrissen gegründeten Verfassung gerühmt haben, ist nichts weniger als zutreffend. Die Absicht, in der die Urkunde erzwungen wurde, ging keineswegs dahin, eine parlamentarische
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