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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 517

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
105. Karl Iv. 517 Er begann die größten Unternehmungen und gab sie bald wieder auf, denn es war keine große Idee, welche ihn dazu getrieben, sondern das Streben, sich persönlich augenblickliche Macht und Ruhm, oder nicht selten auch möglichst viel Geld zu verschaffen. Gewiß hat das Geschick, das ihn früh auf den Thron erhoben (als er kaum 14 Jahre alt war) und sich selbst überlassen hatte, zu dieser Unbeständigkeit des Charakters nicht wenig beigetragen. Ganz anders sein Sohn Karl. Niemand liebt den Krieg weniger als er, ohne ihn gerade zu fürchten. Durch kluge Unterhandlungen kommt er noch glücklicher zum Ziele, als sein Vater durch das Schwert; denn er ist sehr verschlagen, er kennt eben so die Schwächen der Menschen wie das Verhältniß der Staaten. Er besaß die hohe Meisterschaft, selbst die Feinde seinen Jntereffen dienstbar zu machen. Mit kluger List sie zu gewinnen, zu umgarnen, selbst zu täuschen, zog er weit einem offenen Kampfe vor. Durch feine Mutter Elisabeth ein Abkömmling des alten Fürstenhauses, ist er den Böhmen theuer und gewinnt sie völlig durch freundliche Herablassung. Er hat in Paris die Wissenschaften liebgewonnen, spricht mit feinen Unterthanen böhmisch oder deutsch, mit Franzosen und Italienern in deren Sprache, ist es nöthig, auch lateinisch und schreibt seine Geschichte selbst; seinen künstlerischen Sinn bethätigt er durch den Dom zu Prag und das Schloß zu Karlstein, seinen wissenschaftlichen Eifer durch die Gründung der Universität zu Prag, der ältesten in Deutschland (lj48), welche bald die <5tu= deuten nach Tausenden zählte. Umgeben von Gelehrten und Künstlern, die er aus fernen Ländern an sich zieht, baut er Kirchen, Paläste und Brücken, legt neue Dörfer und Städte an, erweitert die alten und besetzt sie mit Ansiedlern. Während einer Hungersnoth in Prag ernährt er Tausende, doch müssen sie arbeiten, und er gründet die Neustadt. Unermüdliche Thätigkeit, welche selbst schwere körperliche Leiden nicht achtete, zeichnete ihn aus. Er mißt selbst die neu anzulegenden Straßen aus und bestimmt ihre Richtung. Unter seinen Augen erhebt und bevölkert sich die neue Stadt, dann übersieht er froh, was er geschaffen, und spricht voll Selbstgefühls zu den Fremden, denen er's zeigt: „Das ist mein Werk!" Breslau erweitert er um mehr als die Hälfte feines früheren Umfanges; Flüsse macht er schiffbar, verbessert den Ackerbau, pflanzt Burgunder-Reben in Melnik, bringt selbst Mohammedaner nach Prag, um kostbare Zeuge von ihnen weben zu lassen, und hindert sie nicht in der Ausübung ihrer Religion, obgleich er sie von den Christen absondert. Ueberall ist er besorgt für das Wohl feiner Unterthanen, für die Erhaltung des innern Friedens zum Schutze des Handels und zur Beförderung der Gewerbe. In Prag fitzt er stundenlang vor seinem Schlosse, hört Klagen an und spricht Recht. Er hält überall auf Ordnung und weiß wirtschaftlich seine Erb-Länder in den blühendsten Zustand zu erheben; er bestellt seine Aemter mit tüchtigen Männern und versteht es, diese zu belohnen. Voll Verstaub, fehlt ihm jebe romantische Empsinbung. Er ist kein
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