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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 543

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
107. Sigmund. 543 Stande der Unschuld, wie Adam, ohne Kirche, Staat, Gesetz, Ehe und Privateigenthum! Unter religiöser Hülle barg sich also eine Negation des Bestehenden, wie sie nicht vollständiger gedacht werden kann. Stärker aber und nachhaltiger noch als das socialistische Princip der Aufhebung des Privateigenthums wurde das politische der Beseitigung aller ständischen Unterschiede und aller Abhäigigkeitsverhältnisse betont; nicht nur die Abgaben und Lasten des gemeinen Mannes sollten abgeschafft werden, sondern jede weltliche Herrschaft, also vor Allem Königthum und Adel aufhören und alle Herrschaft an das „Volk der Gläubigen" fallen. Daher wurde denn auch die hufsitische Bewegung als eine Bedrohung des monarchischen Princips und der staatlichen Ordnung und somit als ein nicht rekn kirchliches oder nationalböhmisches Ereigniß, sondern als ein welthistorisches aufgefaßt, welches den Staat und die Gesellschaft eben so unmittelbar berühre, wie die Kirche. Erster Kriegszug Sigmund's nach Böhmen, 1420. Sigmund erschien mit einem aus Ungarn, Schlesien, Mähren, der Lausitz gesammelten Heere in Böhmen und vereinigte sich bei Prag mit den von Westen herankommenden deutschen Kriegsvölkern. Das ganze Heer soll über 150,000 Mann betragen haben, wobei ohne Zweifel auch die Besatzungen der Städte und die einzelnen abgesandten Corps mitgerechnet sind. Sie waren bereits mit Kammerbüchsen und Kanonen versehen. Die Prager mit ihren Hülfs-völkern waren nur halb so zahlreich und weniger gut bewaffnet, als ihre Gegner. Die Waffen der Meisten bestanden nur in Spießen und mit Eisen beschlagenen Dreschflegeln, aber was ihnen an Zahl und Bewaffnung abging, das ersetzten sie durch verzweifelte, bis zum Fanatismus gesteigerte Tapferkeit und durch das überwiegende Feldherrntalent ihrers Führers Johann Zizka. Bei dem allgemeinen Sturme auf Prag, den Sigmund am 14. Juli unternahm, sollten die Meißener und Thüringer den mit Mauern, Gräben, Thürmen wohlverschanzten Witkowberg erstürmen, aber als Ziska an der Spitze der Taboriten in sie hereinbrach, die ein Priester, das Sacra-ment in der Hand haltend, zum heiligen Kampfe anfeuerte, da wandten die Meißener sich in wilder Flucht, 300 wurden erschlagen, eine größere Anzahl tödtlich verwundet und gefangen. Zur Erinnerung an diese tapfere Vertheidigung des Witkow durch Zizka, welche Prag rettete, heißt der Berg noch jetzt Zizkaberg. Beschämt und niedergeschlagen führte Sigmund das Heer ins Lager zurück. Dennoch nahm er die von den gemäßigten Calixtinern zu Prag ihm vorgelegten vier Prager Artikel, in welchen Freiheit des Gottesdienstes, Austheilung des Abendmahls unter beiden Gestalten u. s. w. gefordert wurde, nicht an, da der päpstliche Legat sich auf das bestimmteste dagegen erklärte. Die Prager aber unternahmen die Belagerung des noch von den Königlichen besetzten Miss ehr ad und brachten dem Entsatzheere, welches Sigmund herbeiführte, eine gänzliche Niederlage bei, fast ohne eigenen
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