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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 545

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
107. Sigmund. 545 Anführung, kehrten sie eiligst mit Schimpf und Schande in ihre Heimat zurück. Die Reichsarmee hatte Böhmen bereits einige Wochen verlaffen, als der römische König (Anfang November) mit einem ansehnlichen Heere (80,000 Mann) Ungarn, Siebenbürger, Serbier, Eumanen und anderer noch halb wilder Völker in Mähren einrückte. Von Oesterreich her führte der Herzog Albrecht 12,000 Mann zur Hülfe. Die den Hussiten sehr überlegenen Streitkräfte drangen unaufhaltsam im feindlichen Lande vor. Die Prager schickten eiligst an Zizka, daß er ihnen mit den Taboriten zu Hülfe komme. Der erblindete Führer sammelte schnell seine sieggewohnten Truppen, allein durch den Abfall der Bergstadt Kuttenberg gerieth er in eine mißliche Lage und ward von den zahlreichen Truppen Sigmund's immer mehr umringt. Doch in der Nacht brach er mit seiner eng zusammengestellten Mannschaft mitten durch die Feinde, zog Verstärkungen an sich und bot dem König eine Schlacht an. Allein Sigmund wagte nicht, sie anzunehmen, und auf die falsche Nachricht, daß viele Kriegsvölker dem Zizka zuzögen, bemächtigte sich ein panischer Schrecken des ungarischen Heeres. Ohne eine Schlacht geliefert zu haben, floh es vor dem blinden Feldherrn, den es schon vernichtet gewähnt hatte, mit Hinterlassung eines großen Theiles der Bagage. Zizka folgte dem fliehenden Heere auf der Ferse nach, aber erst bei Deutsch -brod, wo wegen des sumpfigen und schlüpfrigen Bodens die Flucht nur mühevoll und langsam Statt finden konnte, brachte er die ungarische Reiterei, gegen 15,000 Mann stark, zum Stehen, während das Fußvolk seine Flucht fortsetzte. Zizka drang mit solcher Heftigkeit gegen die ungarischen Reiter vor, daß nach einem hitzigen Gefechte auch diese in die ungeordnetste Flucht geworfen wurden. Ein Theil der Flüchtlinge wollte über die zugefrorene Sazawa setzen, aber das schwache Eis brach und einige tausend Reiter fanden in dem Basier ihr Grab. Sigmund, der selbst kaum der Gefangenschaft entgangen war, setzte von Scham und Ingrimm erfüllt, seine Flucht über Jglau nach Mähren fort. Zizka, welcher ursprünglich der niedrigsten Stufe des Adels angehörte, ließ sich nach diesem Siege als bejahrter Mann noch in den Ritterstand erheben. Denn die Abstufung der Stände wurde im Gegensatze zu den socialistischen Ideen und zu dem Namen der „Brüder" von den Radikalen durchaus festgehalten. Auch war Zizka selbst kein principieller Gegner des Königthums und des Adels, welche er rein aus religiösen Gründen bekämpfte, weil sie nach einem friedlichen Ausgleich mit der römischen Kirche strebten, den er verabscheute. Während Sigmund in Polen und Ungarn beschäftigt war und Böhmen seinem Schicksale überlassen mußte, entzweiten sich die Prager mit den Taboriten und deren blindem Heerführer, weil dieser, wie ein unumschränkter Gebieter, Alles seinen Befehlen untergeordnet wissen und weder politische noch religiöse Meinungen neben den seinigen dulden wollte. Eine solche Tyrannei eines Einzelnen mißfiel aber auch dem böhmischen Adel, deßhalb Pütz, Histor. Darstell, und Eharakteristiken. Ii. 2. Aufl. 35
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