Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 546

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
546 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. vereinigte er sich mit den Pragern zum gemeinschaftlichen Kampfe gegen die Taboriten. Die Streitkräfte der Prager waren denen der Taboriten weit überlegen und sie schienen des Sieges gewiß zu sein; doch Zizka wußte Rath in jeder Gefahr. Er ließ die ©einigen in eiliger Flucht über die Elbe fetzen. Die Prager wollten den Feind nicht entrinnen lassen: sie setzten ihm durch den Fluß nach. Sobald Zizka vernommen, daß die eine Hälfte des Prager Heeres über den Fluß gegangen, kehrte er um und schlug sie aufs Haupt. Die noch auf dem andern User Zurückgebliebenen konnten nur der Niederlage der Ihrigen zusehen. Furcht und Schrecken befiel sie bei dem Anblick; sie lösten sich in ungeordneter Flucht nach Prag auf und verbreiteten daselbst großes Entsetzen. Denn Zizka folgte ihnen in eilendem Siegeszuge auf dem Fuße nach, lagerte sich unweit Prag und sprach seine Absicht aus, die ihm so feindlich gesinnte Stadt gänzlich zu zerstören. Diese bemitleidenswert^ Lage der unglücklichen Stadt, des anfänglichen Herdes des hufsitifchen Glaubens und Kampfes, rührte die städtischen Gemeinden, welche sich im Lager des Zizka befanden. Sie meinten, es wäre besser, allen inneren Kampf und Krieg aufzugeben und vereint wider die Königlichen und die Deutschen zu streiten, die nach der Böhmen gemeinsamem Untergang trachteten. Auch einige taboritische Heerführer, unter ihnen der tapfere, angesehene Prokopius, traten dieser Meinung bei. Nach einigen Unterhandlungen ward der Friede zu Stande gebracht (14. September). Die Prager einesteils, Zizka und die Taboriten anderentheils gelobten einander ewige Freundschaft und schwuren, sofort gemeinschaftlich ihre Waffen wider den römischen König Sigmund und dessen Schwiegersohn Albrecht von Oesterreich zu führen. Zizka hielt feinen Einzug in Prag, Do er mit vielen Ehrenbezeugungen empfangen wurde. Doch nicht lange verweilte Zizka in der Hauptstadt. Mit den Pragern verstärkt, eilte er ins Feld nach Mähren, wo Herzog Albrecht von Oesterreich das Uebergewicht gewonnen hatte. Man war auf einen neuen blutigen Krieg gefaßt, und ganz Mähren zitterte schon vor dem gewaltigen Feldherrn, der in seiner Wuth nichts zu verschonen pflegte. Nunmehr konnte er fast über sämmtliche böhmische Streitkräfte verfügen; er genoß ein wahrhaft königliches Ansehen, als er von einer ansteckenden Seuche, welche man die Pest nannte, ergriffen ward. Die Krankheit raffte ihn schnell dahin, mitten in seinen großen Plänen und Siegesentwürfen. Er starb im Tabo-ritenlager (12. October 1424), wenigstens 70 Jahre alt. Vor seinem Tode soll Zizka Prokopius den Großen zum Oberseldherm der Taboriten bezeichnet und ihm zur Pflicht gemacht haben, alle Feinde und Gegner der Hussiten mit Feuer und Schwert zu vertilgen. Auch berichtet die Sage, daß er den Befehl hinterlassen habe, wenn er gestorben, aus seiner Haut eine Trommel zu machen und unter ihrem Schall gegen die Feinde zu ziehen. Diese würden ihn nicht ertragen können und davor die Flucht ergreifen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer