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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 548

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
648 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. vereinigten sie sich doch sogleich wieder, sobald Böhmen von einem auswärtigen Feinde bedroht war. Vierter Kriegszug gegen Böhmen, 1427. Die beständigen Aufforderungen des Papstes zur Fortsetzung des Krieges gegen die Ketzer und die dringenden Hülferufe der von den Hussiten bedrohten oder heimgesuchten Reichsstände in Oesterreich, Baiern, Schlesien, Mähren und der Lausitz nöthigten Sigmund als Oberhaupt des römischen Reiches immer wieder von Neuem, die vergebliche Arbeit des Sisyphus zu verrichten. Heere wurden mit vieler Mühe auf die Beine gebracht und gegen Böhmen geschickt; kaum hatten dieselben die Grenzgebirge überschritten, so waren sie auch vernichtet oder hatten sich aus panischem Schrecken in blinde Flucht ausgelöst. So auch im Jahre 1427. Um die Mitte Juni waren an den bestimmten Sammel-pätzen so viele Kriegsvölker eingetroffen, daß man die sichere Hoffnung hegte, diesmal einen glücklichen Feldzug zu machen. Das West- und Nordheer, gegen 80,000 Mann stark, begann die Eröffnung des Feldzuges. Anfangs ging Alles glücklich, die Sachsen drangen siegreich über Komotau vor und fingen an, die Stadt Mies zu belagern und mit Kanonen zu beschießen, noch ehe sich ihre Landsleute mit ihnen vereinigt hatten. Alsbald eilten die Böhmen zum Entsatz herbei. Ihr Heer bestand nur aus 15,000 Reitern und einer etwas größeren Anzahl Fußgänger. Prokopius der Große führte den Oberbefehl. Sobald die Deutschen vor Mies von der Annäherung der Hussiten Nachricht erhielten, hoben sie die Belagerung aus und zogen sich gegen das Fichtelgebirge hin zurück, auf welchem Wege sie mit den fränkischthüringischen und baierisch-schwäbisch-rheinischen Heerhaufen zusammentreffen mußten. Ihr Ausbruch zum Rückzüge verbreitete aber einen so panischen Schrecken, daß das ganze sächsische Heer sich in die ungeordnetste Flucht auslöste (21. Juli). Die Hussiten mit ihrer zahlreichen Reiterei setzten den Flüchtigen nach, holten sie ein und hieben ihrer 10,000 nieder. Alles Gepäck, alle Wagen und Kanonen nebst vielem Mundvorrath fielen den Siegern in die Hände. Die Flucht dieser Heeresabtheilung hatte aber auch die Folge, daß die beiden anderen Heerhaufen, als die Flüchtlinge bei ihnen eintrafen, ihren Marsch nicht nur nicht weiter fortsetzten, sondern auch in großer Unordnung über die böhmischen Grenzen in ihre Heimat zurückeilten. Fünfter Kriegszug gegen Böhmen, 1431. Die verheerenden Streifzüge der Hussiten nach der Lausitz, Schlesien, Mähren, Oesterreich und Baiern, selbst bis nach Brandenburg, wiederholten sich in den nächsten Jahren, während König Sigmund den Weg der Unterhandlungen versuchte. Erst 1431 ward ein neuer allgemeiner Hussitenkrieg auf dem Reichstage zu Nürnberg in Gegenwart des Königs beschlossen. Aus das Gerücht, daß die Böhmen untereinander uneinig geworden und ihre versammelten Streitkräfte getrennt hätten, welches Prokopius der Große aus Kriegslist fälschlich verbreiten ließ (was aber auch zum Theil
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