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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 549

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
107. Sigmund. 549 wegen Futtermangels geschehen mußte), brachen die deutschen Heere an verschiedenen Orten in Böhmen ein: das Hauptheer unter dem Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg drang über den Böhmerwald vor, während der österreichische Herzog Albrecht mit seiner und der ungarischen Kriegsmacht die böhmische Grenze von Mähren aus überschritt. Um nicht genöthigt zu werden, mit getheilten Streitkrästen dem Feinde in einer Schlacht gegenüber zu kommen, wurden die deutschen Heeresabtheilungen bei Tauß zusammengezogen. Aber es entstand sogleich Uneinigkeit unter mehreren deutschen Fürsten, und als gar die Nachricht einlief, daß die Hussiten mit gesammter Macht sich näherten, so befiel das Reichsheer ein solcher Schrecken, daß sie an nichts mehr als an Flucht dachten. Da auch der Kurfürst von Brandenburg, der Oberfeldherr, und mehrere andere Fürsten sich entfernten, so daß man ganz ohne alle Führung war, so lös'te sich alle Ordnung und aller Gehorsam im Reichsheere auf. Die Fahnen wurden zerrissen, Waffen, Pro- viant und Geräthschasten weggeworfen. Elftausend Deutsche würgte das feindliche Schwert; außer 150 Stück Kanonen und 240 mit Munition und Waffen beladenen Wagen erbeuteten die Sieger ungeheure Vorräthe von Lebensmitteln. So endigte dieser schmachvolle Kriegszug gegen die Böhmen, welcher nur vom 1. bis 14. August gedauert hatte, zur größten Schande Deutschlands. Diese wiederholten Niederlagen der deutschen Reichstruppen, trotz ihrer großen Anzahl, erklären sich zum Theil durch die Veränderung des Kriegswesens. Der Uebergang von dem Ritterthum zu der modernen Kriegs- führung mit den Feuergewehren und dem Geschütz hatte eine gänzliche Unsicherheit in die Heerbewegungen gebracht; von dem Ritter war das Vertrauen zu seiner Stärke und Gewandtheit gewichen, weil er wußte, daß sie ihm nichts mehr in den Schlachten hals, wo Kanonen und Büchsen ihn bedrohten; und doch widerstritt es seinem Gefühle von Ritterehre, aus der Ferne seine Feinde mit dem Geschütz zu bekämpfen. Dieses aber wurde von den Büchsen-meistem und deren Leuten oft so schlecht bedient, daß es meistens dem blinden Zufall überlassen blieb, ob es Schaden anrichtete oder nicht. Die böhmischen Heerhaufen, größtenteils von Bauern und Handwerksleuten zusammengesetzt, mit schlechten Waffen versehen, ersetzten durch maschinenmäßigen Gehorsam und grenzenlosen Fanatismus den Mangel früherer Kriegsübung und wurden durch die Feldherrntalente ihrer Führer unüberwindliche Soldaten. Erst als jede Hoffnung auf Sieg durch Waffengewalt verschwunden war, ja, als selbst die Erwartung auf Auflösung des böhmischen Reiches durch die inneren Zwistigkeiten sich als eine trügerische erwiesen hatte, erst dann machte man den Böhmen Zugeständnisse und ging von dem Verlangen unbedingter Unterwerfung ab. Zugleich ward auch in Böhmen die des langwierigen und verderblichen Krieges überdrüssige Partei immer mächtiger, denn die „Brüderheere" bestanden keineswegs mehr aus dem gläubigen böhmischen
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