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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 553

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
108. Albrecht Ii. von Oesterreich. 553 Albrecht selbst, dessen persönliche Anwesenheit allein so wichtigen Vorschlägen hätte Nachdruck geben können, in Böhmen mit ganz anderen Unternehmungen beschäftigt. In diesem Königreiche hatten sich nämlich zwar die katholischen Herren sehr bald bereitwillig gefunden, dem letzten Willen des Kaisers Gehör zu geben und Albrecht auch zum Könige von Böhmen zu erwählen; dagegen erwählte die Partei der Calixtiner, durch seinen katholischen Glaubenseifer und durch seine Weigerung, die ihm vorgelegten, seine Königsrechte beschränkenden Bedingungen einzugehen, in Besorgniß gesetzt, an demselben Tage, an welchem dies zu Prag geschah, am 6. Mai 1438, zu Tabor den Bruder des Königs Wladislaus von Polen, den 13jährigen Prinzen Kasimir zum Könige von Böhmen. Die Häupter dieser Pattei (Praczek von Lippa, Alexius von Sternberg und Georg von Podiebrad) konnten aber Albrecht nicht hindern, sich am 29. Juni 1438 zu Prag die böhmische Krone durch den Erzbischof von Olmütz aufsetzen zu lassen. König Albrecht eilte über Wien nach Ungarn, wo die Türken bis Temes-var vorgedrungen waren. Er erwarb Belgrad, die Hauptfestung Serbiens, von dem Beherrscher dieses Landes, dem Fürsten Georg, der sich des türkischen Druckes zu entledigen hoffte, durch einen Vertrag, verwickelte sich aber in Folge dessen in einen Krieg mit dem Sultan Murad, der zwar keine großen Kriegsthaten, wohl aber den Tod des römischen und ungarischen Königs veranlaßte. König Albrecht, von den ungarischen Magnaten verrathen und verlassen und durch den zu häufigen Genuß der Melonen mit einem großen Theile seines Heeres an der Ruhr erkrankt, starb auf der Rückreise nach Wien, 27. October 1439, mit Hinterlassung zweier Töchter und einer schwangeren Gemahlin. Seine Leiche ruht zu Stuhlweißenburg im Begräbniß der ungarischen Könige. Seit Christi Geburt, sagt Windeck, ist kein König von Edlen und Unedlen, von Reichen und Armen so sehr beweint worden, als er, doch hat er für Deutschland so wenig geleistet und sich überhaupt so gleichgültig gegen dessen ihm aufgedrungene Krone bezeigt, daß er weit weniger für einen König der Deutschen als für einen König von Böhmen und Ungarn zu zählen ist. Dennoch beginnt mit diesem, in der deutschen Geschichte so wenig bekannt gewordenen Könige die ununterbrochene Reihe der österreichischen Könige und Kaiser auf dem deutschen Throne, während das Scepter Ungarns und Böhmens den Händen dieses Stammes zum zweiten Male frühzeitig entsank. Aus diese kürzeste aller Regierungen in Deutschland folgte die längste, leider zugleich eine der schwächsten!
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