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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 590

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
590 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. fettigen bezweckte, sondern auch den jungem, Giuliano, damit dieser nicht in die Fußstapfen seines Bruders trete. Die Vorgeschichte des Ereignisses, insofern sie die Motive der Pazzi selber betrifft, ist auch heute noch nicht vollständig aufgehellt. Die Verschwornen hatten, ungeachtet der ansehnlichen Zahl von Teilnehmern und Werkzeugen, ihren Plan so geheim gehalten, daß die beiden Brüder, nichts ahnend, sich an dem bestimmten Tage in den Dom verlocken ließen, wo der Mord ausgeführt werden und der feierlichste Moment des Hochamtes das Signal sein sollte. Als der Priester die Hostie erhob, stieß einer der Verschwornen dem Giuliano ein kurzes Schwert in die Brust, und ein Anderer, Francesco de' Pazzi (der jüngste Bruder des Guglielmo), versetzte dem zu Boden Stürzenden so wiederholte Dolchstöße, daß er aus 19 Wunden blutete. Dagegen verletzte der Dolch, der dem Lorenzo die Kehle durchbohren sollte, ihn nur im Nacken, so daß dieser in die nahe Sacristei entkam, wo er den Tod seines Bruders vernahm. Während dessen war der Gonfaloniere Jacopo de' Pazzi, Oheim des (schreiend seine Unschuld betheuernden) Guglielmo mit einem Haufen von etwa hundert Bewaffneten nach dem Platze der Signoria geeilt, das Volk zur Wiedererlangung seiner Freiheit auszurufen. Allein die Antwort auf den Aufruf lautete: „Tod den Verräth ern!" Bald sah man in allen Straßen blutige Köpfe, zerrissene Gliedmaßen als entsetzliche Zeugen der wilden Volksjustiz und des nicht minder wüsten Parteihaffes. Jener Francesco de' Pazzi ward, als man ihm kein Wort über seine Mitschuldigen abpressen konnte, an einem Fenster des Palastes aufgehängt, neben ihm der Erzbischof in geistlicher Tracht, und eben so der bereits aus der Stadt entkommene, aber von den Bauern an die Signoria ausgelieferte Jacopo de' Pazzi; der Palast schien recht eigentlich eine Richtstätte geworden zu sein. Der todte Gonfaloniere wurde zuerst in der Familiengruft der Pazzi in Santa Croce beigesetzt, aber der Aberglaube des Volkes oder der Haß der Gegner ließen ihm dort eben so wenig Ruhe wie in einem Grabe in ungeweihter Erde vor der Porta della Giustizia, aus welchem ein Schwarm Buben die halbverwes'te Leiche zog und unter scheußlichem Spott durch die Straßen schleppte, um sie dann in den Arno zu werfen. Die ganze Familie der Pazzi wurde von den Strafmaßregeln betroffen, welche alle Grenzen überschritten; nur Guglielmo, Lorenzo's Schwager, kam mit dem Exil davon. Wie in seiner ganzen übrigen Erscheinung ist Lorenzo auch als Dichter der ächte Repräsentant seiner Zeit, welche mit der Wiederbelebung des Alten die Eröffnung neuer Bahnen anstrebte, auf der Schwelle zwischen zwei großen Epochen Abendroth zugleich und Morgenröthe. Lorenzo ist kein Nachahmer Petrarca's, aber er hat mit ihm den offenen Sinn für die Natur und ihre Schönheiten gemein. Seine Vielseitigkeit erscheint in dem scharfen Gegensatze zwischen seinen Dichtungen religiösen Inhalts und den
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