1876 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Einleitung.
Die Pyrenä^M"halbinsel hatte sich während 700jährigen Kampfes mit den Arabern und Mauren in verschiedene kleine Königreiche zersplittert, welche nach und nach in einander verschmolzen, so daß deren nur drei übrig blieben: Portugal, Castilien und Aragon. Portugal, das kleinste dieser Reiche, dessen staatliche Absonderung weniger in der Natur des Landes als in der vollständigen ethnographischen Scheidung begründet ist, erhob sich in jener Zeit durch den Geist großer Könige, durch Muth und ritterlichen Sinn der Einwohner zu einer kaum geahnten Höhe. Die Thaten der Portugiesen in Ostindien überbieten die Erfindungen des reichhaltigsten Gedichtes (des Camoens) und gaben den Handelsverhältniffen Europa's eine neue Richtung. Cast^ien, das Land der Castelle, das physisch dominirende, ist auch der politische Kern geworden, als es durch einen glücklichen Zufall mit Aragon in ein Reich verschmolz. Der letzte Sprosie castilischer Regenten, die Königin Jsabella, vermählte sich mit Ferdinand von Aragon, und so endeten nicht nur die Fehden beider Reiche unter sich, sondern die vereinte Macht beider stieg so hoch, daß sie das alternde Reich der Mauren angreifen und stürzen konnte. So ward das Königreich Spanien gebildet. Durch die Entdeckung Amepka's und den Besitz unermeßlicher Länder daselbst, deren Goldgruben unerschöpflich schienen, erhob sich Spanien zur ersten Macht Europa's.
Zwischen Frankreich und Spanien lag das kleine Königreich Ny^ärra, unbedeutend durch sich selbst, durch seine Lage bestimmt, einem seiner beiden mächtigen Nachbarn heimzufallen, nur a^s Zankapfel zwischen Spanien und Frankreich merkwürdig. (Vergl. Nr. 24.) Schon im I. 1512 ward das südliche Navarra für Spanien erobert und blieb seitdem im spanischen Staats-verbande.
Frankreich hatte sich unter zwei Königen, Karl Vii. und Ludwig Xi., aus dem Stande tiefer Ohnmacht zu großer Selbständigkeit und Kraft emporgearbeitet. Wenn man bedenkt, daß Karl Vii. an die Loire zurückgedrängt war, daß sich der größte Theil seiner Länder in den Händen Englands befand, daß die mächtigsten Vasallen gegen ihn zu Felde lagen: so scheint es kaum begreiflich, wie er und sein Nachfolger den Engländern Alles bis auf Calais entreißen konnten, wie die Provence, die Dauphins und Burgund in ihre Hände kamen, wie die Kraft,des hohen Adels dem Könige zugethan ward, das Recht Auflagen ohne der Stände Bewilligung zu erheben, ihm zu Theil wuxde. Der König gebot über die Kraft eines thätigen, kriegslustigen, geistreiken^Vll^ beinahe uneingeschränkt. So konnte Frankreich am Ende des 15. Jahrhdts. auf dem europäischen Schauplatze mit dem Entschluß auftreten, dem östlichen Nachbar die herrschende Stellung mit Gewalt zu nehmen und eine Dynastie zu schwächen, deren mächtige Arme das Land immer furchtbarer zu umspannen drohten.
Engend mit seinem Chaos von Bevölkerung sing erst in jenen Zeiten