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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 58

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
58 Erster Zeitraum: 1492—1648. ten Ständen betheuerte er, daß sein Herz immer in den Niederlanden gewesen. Als er sich Aachen näherte, sah die ihm in Masse entgegen strömende Volksmenge zuerst den Herrscher, der ihre Geschicke in langer und ernster Zeit lenken sollte: eine zarte Gestalt von mittlerer Größe, ein blasses, bartloses Angesicht, ruhige, anscheinend theilnahmlose Züge. Die körperliche Entwickelung war bei Karl weit hinter seinem Alter zurückgeblieben. Die epileptische Krankheit, an der er schwer litt, ist erst später von ihm gewichen. Am 23. October setzten die geistlichen Kurfürsten in gemeinschaftlicher Handlegung die Krone Karl's des Großen auf das königliche Haupt. Von Aachen zog er nach Köln, wo die Feste endeten, und von hier aus berief er seinen ersten Reichstag nach Worms, wo zum ersten Male die neue Kirchenreformation in den Kreis der Reichstagsverhandlungen eingeführt werden sollte. Man rief dem Kaiser die bedeutsame Mahnung zu: „Wirst du erst Gottes Handel ausrichten, so wird Gott deinen Handel ausrichten." 12. Der Reichstag zu Worms, 1521. (Rach Friedrich von Raumer, Geschichte Europa's seit dem Ende des 15. Zahrhdrts. und Georg Waitz, in den Forschungen zur deutschen Geschichte, bearbeitet vom Herausgeber.) Nachdem Karl V. in Aachen feierlich gekrönt worden, berief er, da. Nüru-berg, wohin die Wahlcapitulation und die goldene Bulle wiesen, wegen dort herrschender Krankheiten unzugänglich war, zu Anfang des I. 1521 seinen ersten Reichstag nach Worms, zunächst zur Bewilligung einer Reichshülfe zu dem vorzunehmenden Römerzuge, aber zugleich, um die kirchlichen Streitigkeiten zur Entscheidung zu bringen. Der päpstliche Gesandte Aleander (der welterfahrene Vorsteher der vaticanischen Bibliothek) mißbilligte es, daß eine vom Oberhaupte der Kirche bereits entschiedene Angelegenheit noch einmal weltlichen Richtern vorgelegt werden sollte, und um dies zu verhindern, wurde auf seine Vorstellung am 3. Jan. 1521 eine zweite Bannbulle erlaffen, in welcher der Fluch, der in der ersten nur bedingungsweise ausgesprochen war, in den stärksten Ausdrücken ganz unbedingt über Luther und seine Anhänger wiederholt wurde. In Worms selbst bewies Aleander in ausführlicher Rede, daß keineswegs allein die Rechte des Papstes, sondern auch die wesentlichen Grundlagen des Christenthums angegriffen worden. Man dürfe den Mönch nicht dulden, welcher an dem Glauben und den Sakramenten rüttele. Obgleich manche Punkte, welche Aleander aus Luther's Buche über die babylonische Gefangenschaft mittheilte, auf etliche Fürsten und selbst auf den Kaiser einen widrigen Eindruck machten, beharrten doch mehrere dabei, man müsse genauer untersuchen, ob Luther bloß gegen Mißbräuche oder auch
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