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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 60

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
60 Erster Zeitraum: 1492—1648. Christum verläuguen; andere sind gegen die Irrthümer, Mißbrauche und Tyranneien des Papstthums, für die Wahrheit und die Rechte des Kaisers und der Stände geschrieben. Ein Widerruf auf Beranlassuug der letzten würde jene Tyrannei im Namen Aller zu bestätigen scheinen und das Verderben vieler Seelen nach sich ziehen. Endlich habe ich gegen einzelne Personen (Vertheidiger jenes Unrechts) geschrieben, heftiger, als es sich für einen christlichen Gottesgelehrten schickt. Gern bekenne ich diesen Fehler; allein den gesammten Inhalt der letztgenannten Schriften kann ich eben so wenig als den der übrigen widerrufen und hierdurch die Wahrheit verläugueu. Sobald man mich mit Zeugnissen der heiligen Schrift oder mit klaren, hellen Gründen eines Irrthums überführt, bin ich bereit, selbst meine Bücher zu verbrennen; denn nicht aus Anmaßung, sondern um der Wahrheit willen habe ich das Werk begonnen." Der Vicar Eck erinnerte ihn, er möge nicht auf fremdartige Dinge abschweifen und bedenken, daß man von ihm nur eine einfache und deutliche Beantwortung der Frage verlange: ob er seine Bücher widerrufen wolle; nehme er nicht einmal das zurück, was schon das Constanzer Concil verdammt habe, so werde man gegen ihn als Ketzer erkennen. Aber Luther beharrte bei seiner Antwort und verweigerte jeden Widerruf. Denn dem Papste und den Kirchenversammlungen, welche sich oft geirrt und widersprochen hätten, könne er nicht unbedingt glauben, oder gegen sein Gewissen handeln. Mit fester, unerschrockener Stimme, ganz anders als am ersten Tage, schloß er: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders! Gott helfe mir, Amen." Schon am folgenden Tage (19. April) ward ein Reichsabschied Karl's vorgelegt: „Da Luther's hochmüthige Lehre alles Bestehende angreife und umstoße, so wolle er, als Nachfolger der christlichen Kaiser und der katholischen Könige Spaniens, dessen erbliche Pflicht es sei, den alten Glauben zu beschirmen und die Beschlüsse der Concilien in ihrem Ansehen zu erhalten. Alles daran setzen, diese Ketzerei auszurotten. Leid thue es ihm, so lange gezögert zu haben; jetzt solle Luther, wie der Geleitsbrief verspreche, zurückgebracht, sonst aber als ein Ketzer behandelt werden. Den Ständen liege ob, hierüber einen christlichen Beschluß zu fassen." Doch ließ sich der Kaiser (gutentheils nach dem Wunsche des Pfalzgrafen Ludwig und des Kurfürsten von Sachsen) mit Rücksicht auf die Stimmung des Volkes („des gemeinen Mannes") bewegen, daß nochmalsmtliche Unterhandlungen mit Luther begonnen würden; dies jedock), wie die Katholiken meinten, nur damit er in sich gehe; alsdann wolle ckan auch Sorge tragen, ihm die Verzeihung des Papstes auszuwirken. Bei dkr freundschaftlichen Verhandlung in Gegenwart der Kurfürsten von Trier und von Brandenburg, des Herzogs Georg von Sachsen, des Bischofs von Augsburg und mehrerer angesehenen und gelehrten Männer ersuchte der weltmännisch-kluge Kurfürst von Trier ihn milde und herablassend: er solle selbst angeben, wie ihm und der Sache könne geholfen
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