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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 61

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
12. Der Reichstag zu Worms, 1521. 61 werden? und Luther antwortete, vielleicht mit Hinweisung auf die nationale Bewegung, die ihm zur Seite stehe: „Ist es das Werk eines Menschen, so wird's in wenig Jahren untergehen; ist's aber aus Gott, so werdet Ihr es nicht dämpfen können." So mißlang auch dieser zweite Versuch, die Spaltung zu vertilgen. Am 26. April verließ Luther Worms, nachdem der Vorschlag, ihm das sichere Geleit nicht zu halten, nochmals, selbst von seinem Feinde, Herzog Georg von Sachsen, bestimmt verworfen worden; ant 26. Mai, als schon ein Theil der Stände Worms verlassen hatte, kam zu dem geistlichen Bannflüche die Acht von Kaiser und Reich hinzu. In der Aechtungs-Urkunde heißt es: „Noch zwanzig Tage gilt das sichere Geleit; später soll man ihn ergreifen und zur Bestrafung ausliefern. Jeder, der ihn schützt, aufnimmt, seine Bücher verlegt, druckt, kauft oder liefet, wird geächtet. Ohne Erlaubniß des Bischofs (Ordinarius loci) oder eines Theologen der nächsten Universität darf Nichts gedruckt und verbreitet werden, was auf Kirche und Religion Bezug hat. Jeder Uebertreter dieser Vorschriften ist ohne Weiteres als Beleidiger Kaiserlicher Majestät zu betrachten." Uebrigens trug das sog. Wormser Edict ein falsches Datum: es war vom 26. auf den 8. Mai zurückdatirt, als sei es mit der Stände „einhelligem Rath und Willen" ergangen, während doch nur noch der Kurfürst Joachim von Brandenburg, der auch Luther das Geleit verweigert hatte, erklärte, das Edict entspreche der Ansicht aller Stände (Sachsen und Pfalz waren bereits abgereist). Auf dem Rückwege von Worms nach Wittenberg verschwand Luther plötzlich, und seine Freunde klagten laut: man habe das sichere Geleit gebrochen und ihn gelobtet. Erst später verlautete: er sei auf Befehl des Kurfürsten von Sachsen aufgehoben und als Ritter Georg nach der Wartburg in Thüringen gebracht worden. Hier beschäftigte ihn vor Allem die Ueberfetzung der heil. Schrift. Solcher Ueberfetzungen gab es seit 1466 allerdings bereits etliche, allein sie waren nicht sorgfältig nach der Urschrift, sondern lässig nach der Vulgata gefertigt. Bei dieser neuen benutzte Luther den Rath von Melanchthon u. A.; im Ganzen und Wesentlichen ist sie aber sein Werk, und nach Form und Inhalt für jene Zeit und die damaligen Hülfsmittel so vortrefflich, daß selbst Gegner ihren Beifall nicht versagen können. Sie ward eine unverwüstliche Grundlage und ein unvergängliches Mittel der mannigfachsten Entwickelung unserer deutschen Prosa-Sprache. Nachdem in Worms die religiöse Neuerung durch das Reichsgesetz zurückgewiesen war, hat dieses Gesetz zunächst doch keine Ausführung in Deutschland gefunden. Vielmehr verbreitete sich die neue Lehre immer weiter; allenthalben fanden sich einflußreiche Herren und bald auch mächtige Fürsten für die Sache der Reformation. Denn der Kaiser war in Spanien und vollauf mit dem französischen Kriege beschäftigt. Wollte er des Reiches Beistand zum Kriege gegen den Erbfeind anrufen, so konnte er nicht mit Gewalt gegen
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