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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 89

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
17. Die Reichstage zu Speyer und Augsburg k. 89 Stande. Dieses sollte ausdrücklich weder dem Rechte des Kaisers noch irgend eines andern Reichsstandes zu nahe treten, sondern nur zur „Erhaltung des Evangeliums" dienen, wenn Gewalt zu dessen Unterdrückung gebraucht würde. Seine Einrichtung war noch ganz unvollständig, und wäre es jetzt zum Kriege gekommen, so hätte der Bund wenig Widerstand leisten können. Auch die katholische Partei in Deutschland war mit dem Kaiser rasch wieder zerfallen. Er hatte endlich die Zeit für passend erachtet, wo er die Wahl seines Bruders Ferdinand zum römischen Könige und zu seinem Nachfolger im Reiche durchsetzen könnte. Wollte er seiner eigenen mühseligen Thätigkeit für die Größe seines Hauses einen sicheren Boden geben, so konnte es nur geschehen, wenn er auch über seinen Tod hinaus ihm die deutsche Krone erhielt. Wirklich fügten sich auch alle Kurfürsten, obwohl nicht mit freudigem Herzen, bis auf den einen sächsischen; doch dessen Protestation wurde nicht geachtet und Ferdinand ward römischer König. Damals drohte wieder eine neue Türkengefahr. Soliman dachte seine Niederlage vor Wien zu rächen und seine Rüstungen ließen das Aeußerste befürchten. Wieder einmal mußte die Reichshülfe schleunigst beansprucht werden oder Oesterreich war verloren. Aber die Protestanten erklärten, sie würden bei den offenkundigen feindseligen Absichten des Kaisers keine Hülfe bewilligen, ja die Möglichkeit schien nahe zu liegen, daß sich ein großer Bund zwischen allen Feinden des Hauses Habsburg bilden könnte. Dies war Ursache genug, weshalb die angedrohten strengen Maßregeln gegen die Protestanten unterblieben. Karl und Ferdinand näherten sich ihnen sogar und wußten es in schlauberechneter Nachgiebigkeit so zu lenken, daß nach einer langwierigen, oft abgebrochenen, immer aber von Neuem angeknüpften Unterhandlung endlich am 23. Juli 1532 ein förmlicher Vergleich unter dem Namen des Nürnberger Religions-Friedens zu Stande kam, wonach bis zu einem Concil oder einhelligen Reichsschluß kein Reichsstand den andern der Religion halber beleidigen oder bekriegen solle. Alle kammergerichtlichen Processe wegen kirchlicher Angelegenheiten, der Hauptgegenstand der Besorgniß für die Protestanten, wurden aufgehoben und für die Zukunft die Annahme neuer verboten. Zum Danke zeigten sich die Protestanten jetzt zu einer nachdrücklichen Türkenhülfe bereit. Alle thaten geflissentlich ein Uebriges, im Gegensatz zu der Art, wie es sonst bei einem Reichsaufgebot herging. Besonders zeichneten sich die Reichsstädte aus, die in der Rüstung ihrer Truppen, in der Menge und Güte ihres Kriegsmaterials, vor Allem in ihrer trefflichen Artillerie ihren ganzen Reichthum zur Schau trugen. So kam das schönste Heer zusammen, welches Deutschland seit Jahrhunderten aufgebracht hatte. Soliman hatte unterdeffen Ungarn überschwemmt, war aber durch die Belagerung der kleinen Festung Günz (siehe S. 85) lange aufgehalten worden. Als das deutsche Heer bei Wien eintraf,
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