Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 107

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
21. Der Schmalkaldische Krieg. Moritz von Sachsen. 107 sie entschlossen, das Aeußerste zu wagen. Zugleich berührten sie die allgemeinen Beschwerden der deutschen Nation gegen die kaiserliche Regierung: fremde Räthe leiteten die Angelegenheiten des deutschen Reiches, fremde Truppen überschwemmten das deutsche Land, in allen Dingen seien die Rechte der deutschen Nation durch den Kaiser gekränkt und verletzt. Die Heere der Aufständischen wandten sich zunächst nach Süddeutschland, um dort des Kaisers Macht aufzuheben, vielleicht ihn selbst, in seinem damaligen Aufenthalte Tirol, zu fangen, der weder ein Heer zur Hand hatte noch die Mittel, ein solsches rasch anzuwerben, auch, mit Concil-Ideen und Successions-Projecten (für seinen Sohn Philipp) beschäftigt, den völligen Parteiwechsel des neuen Kurfürsten nicht zu bemerken schien. Ehe er sich's versah, war Deutschland in den Händen seiner Gegner. Am 4. April nahmen die Verbündeten Augsburg ein, während der französische König sich ohne Widerstand Lothringens bemächtigte und Karl durch seinen (ihm wegen des spanischen Succes-sions-Projectes abgeneigten) Bruder Ferdinand mit Moritz unterhandeln lies; (zu Linz), ohne daß deßhalb die Waffen ruhten; Moritz, selbst an der Spitze seines Heeres, drang über Füssen durch die Ehrenberger Klause in Tirol ein und besetzten ohne Hindernisse (und im geheimen Einverständnisse mit Ferdinand) Innsbruck, den damaligen Sitz des kaiserlichen Hofes; Karl, gichtkrank und gelähmt, mußte in einer stürmischen Nacht weiter ins Gebirge hinein (nach Villach in Kärnten) fliehen. Zwischen Karl und Moritz mit dem Fürstenbunde stand aber eine sehr große deutsche Mittelpartei, nämlich diejenigen Reichsstände (die rheinischen Kurfürsten, Brandenburg, Cleve, Baiern, Württemberg, die süddeutschen Bischöfe und Städte), welche die Nation vor dem Unglück eines neuen allgemeinen Krieges bewahren wollten. Deren confequentes und unbeirrtes Austreten als Vermittler in den zu Paffau eröffneten Verhandlungen hat für den Religionsfriedenden Ausschlag gegeben. Sie setzten die gleichzeitige Freilassung des Landgrafen und die Entlassung des aufständischen Heeres durch, und der Kaiser, als er keine Aussicht auf Hülfe des Reiches zur Verwirklichung seines Princips der Religionseinheit sah, ließ sich endlich durch die dringendsten Vorstellungen seines Bruders zu einer momentanen Nachgiebigkeit bewegen. Am 15. August unterschrieb er den Paffauer Vertrag, der die einstweilige Gleichberechtigung und Duldung beider Religionen als Gesetz ausstellte (also das kaiserliche Interim aufhob), die definitive Lösung der religiösen Frage aber einem innerhalb sechs Monate zu berufenden Reichstage vorbehielt. Diefreigebung Johann Friedrich's erfolgte nur, nachdem er den Status quo in Sachsen anerkannt hatte. Karl war, seinem spanischen Charakter gemäß, auch nach dem Paffauer Stillstand fortwährend darauf bedacht, die nur mit kriegerischen Hintergedanken gemachten Concessionen wieder zurückzunehmen. Und wenn auch fein mißlungener Versuch Metz wiederzuerobern (f. Nr. 22) ihm noch nicht gestattete, sich offen gegen den Paffauer Vertrag zu erklären, so glaubte er doch in dem
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer