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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 108

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
108 Erster Zeitraum: 1492—1648. Markgrafen Albrecht von Culmbach, der jenen Vertrag nicht anerkannte und in die rheinischen Bisthümer raubend und plündernd eingefallen war, auch mit den fränkischen Bischöfen im Streite lag, ein Werkzeug gefunden zu haben, das gern für einen lockenden Preis jedes Wagniß auszuführen unternahm. Auch durfte er in den Ernestinern natürliche Vorkämpfer gegen Moritz erwarten. Daher fanden sich die confervativen Fürsten veranlaßt, gemeinsame Schritte zur Erhaltung des Friedens zu thun, und Kurfürst Moritz, der die Rache des Kaisers für feinen Ueberfall befürchten mußte, stellte sich an die Spitze der Vertheidiger feines Friedenswerkes, zu denen namentlich auch fein bisheriger Bundesgenosse, König Ferdinand von Böhmen und Ungarn, gehörte. Dieser ließ ein Hülssheer aus Böhmen zu den Schaaren des sächsischen Kurfürsten (der auch ihm Hülfe in Ungarn geleistet hatte) stoßen. Als nun Albrecht von seinem Raubzuge in Franken sich nach Niedersachsen wandte, um den alten Herzog von Braunschweig mit Fehde zll überziehen, eilte das sächsisch-böhmische Heer herbei und brachte ihm am 9. Juli eine förmliche Niederlage unweit des Dorfes Sievershausen bei; aber die Sachsen hatten den Sieg theuer erkauft: Herzog Moritz wurde von hinten durch einen Schuß in den Leib (angeblich mit- einer silbernen, mit Speck umfchlagenen Kugel) tödtlich verwundet, unter einen Weidenbaum gelegt, wo er noch die Verfolgung leitete, als er, wie Epaminondas, den Sieg erfahren hatte. Am 11. Juli verschied er. Rascher und thätiger ist selten ein Fürstenleben über die Bühne gegangen, als das des Herzogs Moritz. In 12 Jahren fast eben so viel Feldzüge, eine große Anzahl Reisen, Besuche von Reichstagen und Fürstenversammlungen, dabei wichtige innere Institutionen füllen seine Regierung aus. Er war eine merkwürdige Erscheinung! In Erstaunen versetzt uns immer die frühe Reife und Selbständigkeit seines politischen Wesens. Viele Fäden nach den verschiedensten Seiten hält er in seiner Hand. Dem Zuschauer mag sich das Gewebe oft verwirren, er allein übersieht es mit ungetrübter Klarheit. Kühl und überlegt, weitschauend und nachhaltig ist die Politik des jungen Mannes, der mit 25 Jahren durch seine politischen Schachzüge das mächtigste Kurfürstenthum des Reiches an sich gebracht, der nachher mit 30 Jahren dem Herrn der Welt die Netze gestellt, in denen die kirchliche Weltpolitik ihren Untergang gefunden hat. Beide Male hat er geschickt seine Ziele verhüllt, und sein politisches System enthüllte sich erst, als es mit Erfolg gekrönt war. Heftig und aufbrausend war er, dabei aber doch verschwiegen und sehr zurückhaltend mit seinen politischen Gedanken. Nicht in dem Erfassen weiter Gesichtspunkte oder ferner Ziele beruht der eigenthümliche Zauber, mit dem fein Thun den politischen Beobachter anzieht, vielmehr scheint er immer nur das nächste praktische Ziel im Auge zu haben. In nicht vollen 7 Jahren hat er die Gründung einer norddeutschen Hausmacht und die Sickerung des Religionsfriedens für den bedrohten Protestantismus erreicht.
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