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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 122

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
122 Erster Zeitraum: 1492—1648. Heere und die tüchtigsten Feldherren (Alba, Don Juan d'austria, Requesens, denen sich später .Spinola anreiht). Die spanische Kriegsschule war sprüch-wörtlich im 16. Jahrhdrt. Der ritterliche Spanier war an sich zum Soldatenwesen vortrefflich angelegt, nicht blos mit den natürlichen Gaben des Muthes und der unerschrockenen Angriffslust ausgerüstet, sondern auch durch die Jahrhunderte hindurch fast ununterbrochenen Kriege in der Gewöhnung an Gefahr und Waffenthum erhalten. Zugleich besaß Spanien eine Flotte, wie kein anderes Reich, die größten Häsen und Seestaaten, eine ausgedehnte, noch unerschöpste Colonialwelt, während alle die Staaten, die bald seine Nebenbuhler und später seine überlegenen Gegner werden sollten, noch ganz in den Anfängen ihrer Macht begriffen waren. Kurz, Spanien konnte für die Politik seiner Machthaber ein Gewicht in die Wagschale werfen, das ohne Beispiel war in der damaligen Welt. Daher ist es eines der lehrreichsten Schauspiele der Geschichte, wie diese ungeheure Macht in etwas mehr als einem Menschenalter zu Grunde gerichtet wird, theils durch die Mißverwaltung in den Mutterlanden und den Colonieen, theils durch die unaufhörlichen Kriege, welche fast alle unglücklich waren. Der tiefere Grund dieses Verfalls liegt in Philipp'sii.eigenthümlicher Persönlichkeit. Von jener äußern Thätigkeit seines Vaters, jenen steten Reisen, jenem Eilen nach allen Orten, wo die Gegenwart des Fürsten nöthig schien, war Philipp kein Freund. Dagegen war die Thätigkeit Karl's in dem eigentlichen Geschäfte mehr auf den Sohn übergegangen, freilich das vielgeschäftige Treiben eines mittelmäßigen Kopfes: er schrieb, verordnete, befahl Tag für Tag; allein dieses vielschreibende Cabinets-Regiment blieb dem wirklichen Leben vollkommen fremd. Sein Benehmen war ein Gemisch von Schüchternheit und Hochmuth, befangen und furchtsam, so daß er kaum aufzusehen wagte, und dann wieder der spröde spanische Stolz, abstoßende Kälte, verletzende Härte gegen Alle. Im Gespräch war er gewöhnlich knapp, wortkarg, abgemessen, finster, kurz ein Mann ohne eine einzige liebenswürdige, gewinnende Ader. Eine solche Natur, über ein großes, fast durchweg absolut regiertes Reich gesetzt, nicht gestützt und gelenkt durch weise, erfahrene Rathgeber, mißtrauisch gegen Alle, vertrauend nur auf sich selber, und doch bei sehr beschränkten Gaben außer Stande, die großartige Ausgabe zu bewältigen, hat die gleich anfangs erweckten schweren Bedenken nur zu sehr gerechtfertigt. Das Hauptziel seiner Politik war einmal, die absolute Staatsein-h ei.t, die er in Spanien ererbt, in seinem ganzen Reiche durchzuführen, und sodann, die Alleinherrschaft der katholischen Kirche in den eigenen wie in fremden Ländern herzustellen. Daß dies seinem Vater mißlungen, schreckte ihn nicht ab, reizte ihn vielmehr, den Weg von Neuem und mit umfassendem Mitteln einzuschlagen. In Spanien selbst hatte ihm der Vater den Weg zum Absolutismus bereits angebahnt, die Macht der Cortes war gebrochen, die Freiheit der Städte seit dem letzten mißlungenen Aufstande ein-
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