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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 124

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
124 Erster Zeitraum: 1492—1648. die zu Tage liegenben Grünbe der Rückschritte Spaniens zu erkennen und ihnen entgegen zu treten, hieß es: an Allem sei der Gelbmangel schulb, weshalb (natürlich ohne Erfolg) die Ausfuhr des Metalls und die Mehrung des Kirchensilbers verboten warb, und vier Jahre nachher erhöhte Lerma den Werth des Kupfergelbs bis .zum Werthe des Silbers, welche unsinnige Maßregel veranlaßte, daß alles Silber ins Auslanb ging und Kupfermünze eingeschmuggelt warb. Durch die Vertreibung der Mauren, in Folge eines königlichen Befehls (1609), verlor Spanien wohl eine halbe Million der geschicktesten und fleißigsten Einwohner. Währenb Lerma barin eine Bebingung der Erhaltung und Sicherheit des Staates erkannte, erhob der hohe Rath von Eastilien Klagen über die schreckliche Veröbung des Landes. Der lange Krieg mit den Nieberlanben hatte Spanien bergestalt erschöpft, daß man sich in eben jenem Jahre 1609 zu einem Waffenstillstanbe auf 12 Jahre entschließen mußte, um Zeit zur Sammlung neuer Kräfte zu gewinnen. Denn man bürste boch hoffen, daß Länber, so groß, so schön und von der Natur so begünstigt, wie Spanien, Belgien, Neapel, Sicilien, Mai-lanb und die unermeßlichen Eolonieen, sich leicht erholen und zu Macht und Reichthum neu emporsteigen würden. Spaniens Geschichte gibt aber fast mehr als irgenb eine den Beweis, daß alles, was die Natur barbietet, bebeutungs-los wirb, wenn der Lebensquell einer wohlgesinnten und thätigen Regierung fehlt. Ganz Spanien hoffte auf eine neue, glücklichere Zeit, als Philipp Itt. (31. März 1621) starb und Philipp Iv. (reg. 1621—1665) den Herzog von Uzeba, den Sohn und Nachfolger Lerma's, nebst seinem Anhange entfernte. Die scheinbare Thätigkeit des jungen Königs verlor sich aber balo und ging in völlige Gleichgültigkeit gegen alle Geschäfte über. Es ist besser, pflegte er in oberflächlichem Scherze zu sagen, wenn meine Minister irren, als wenn ich irre. Er legte die ganze Regierung in die Hand seines Günstlings, des Grafen von Olivarez. Wenn ein königliches Aeußere ober die Kühnheit des Benehmens, welche unumschränkte Minister so gern annehmen, für Größe des Charakters, wenn gewisse kleine Künste der Politik für Staatsweisheit gelten und den Mangel tiefer Einsicht und Geschäftskenntniß ersetzen könnten, so wäre Olivarez der wahre Erretter Spaniens gewesen. Aber währenb seiner 22jährigen Regierung (1623—1644) wieberholten sich, zum Theil in Folge unglücklich geführter Kriege, alle früheren Klagen und Beschwerben über Steuern, kostspielige Verwaltung, unnütze Beamte, Müßiggang der Vornehmen, Entvölkerung des Landes, schäbliche Monopole, Verfall des Han-bels, theure Anleihen, übermäßige Schulben, unerträgliche Münzverwirrungen u. s. w. Olivarez aber lebte der Ueberzeugung: Spaniens Schwäche entstehe nicht sowohl aus all den bezeichneten Gninben, als daher, weil die einzelnen Lanbfchaften verschieben? Einrichtungen und Vorrechte hätten. Diese zu zerstören und alle Theile des Reiches burchaus gleichen Gesetzen und Pflickten
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