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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 136

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
136 Erster Zeitraum: 1492—1648. 27. Die Reformation in den westeuropäischen Ländern. Catvin. (Nach F. W. Kampschulte, Johann Calvin, seine Kirche, und sein Staat, und Ludwig Häusser, Geschichte des Zeitalters der Reformation, bearbeitet vom Herausgeber.) In der Geschichte der großen kirchlichen Revolutionen des 15.. und 16. Jahrhdrts. lassen sich drei Haupt-Acte unterscheiden, in denen nacheinander die drei großen Nationalitäten Europa's, Slaven, Germanen, Romanen, auf den Kampfplatz treten. Der Angriff wird eröffnet von den Slaven. Die hufsitifche Bewegung war eine slavische, nicht blos in dem Sinne, daß sie von einem slavischen Volke ausging und getragen ward; sie empfing von dem Slaventhum auch Charakter und Farbe; es galt die slavische und insbesondere die »heilige" böhmische Nation in die Rechte einzusetzen, die ihr, wie man verkündete, Jahrhunderte lang von den Deutschen vorenthalten worden. Selbst schon panslavistische Ideen sehen wir im Gefolge der hussitischen Bewegung auftauchen. Auf den Slaven folgt der Germane, der gewaltige Mönch von Wittenberg. Auch Luther vertritt die nationale Idee, wenn auch nicht mehr in so leidenschaftlicher Weise, wie sein slavischer Vorgänger. Er wendet sich an die „deutsche Nation", will die „lieben Deutschen" befreien helfen von dem „unchristlichen Regiment der Römer"; nicht scharf genug kann er den Gegensatz zwischen Deutschen und Wälschen betonen. Es gab einen Moment, wo die Sache der deutschen Freiheit und Luther's Evangelium völlig gleichbedeutend zu sein schienen. Erwies sich dies auch als Täuschung, so hat das Lutherthum doch nie seinen deutschen Charakter verläugnet; bei den nicht germanischen Nationen hat es deßhalb nur geringen Anklang gefunden. Eine merkliche Verschiedenheit zeigt hier der romanische Reformator. Wohl hat auch Calvin ein Herz für sein französisches Vaterland: einen großen Theil feiner Schriften hat er in französischer Sprache geschrieben; Frankreichs König ist sein Hauptwerk gewidmet; die Bekehrung der französischen Nation liegt ihm vorzugsweise am Herzen. Aber nichts destoweniger erscheint der nationale Gedanke zu einem untergeordneten Momente herab-gesunken. Seine gesammte Wirksamkeit trägt mehr einen universalen als einen nationalen Charakter. Es gibt fast kein Herrscherhaus in Europa, dem er nicht nahegetreten, kaum eine europäische Nation, von der er nicht Vertreter um sich gesammelt und in seine Ideen eingeführt hätte. Der romanische Reformator zeigte sich überall, wo nicht das Lutherthum in dem deutschen Charakter seine Stütze fand, diesem überlegen, wie z. B. in Böhmen die deutschen Protestanten sich zur lutherischen Lehre, die slavischen Protestanten zum Calvinismus bekannten. Sogar nach der neuen Welt jenseit des
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