Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 227

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
37. Der dreißigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolfs. 227 Sachsen für sich. Der spanische Befehlshaber in den Niederlanden, Spitzolk< erhielt den Befehl, in die Unterpfalz einzubrechen. Der Kurfürst von Sachsen übernahm aus alter Freundschaft gegen Oesterreich und aus alter Feindschaft der Lutheraner gegen die Caloinisten, für die Abtretung der Oberund Niederlausitz Seitens Ferdinand's, die Unterwerfung Schlesiens (nebst der Lausitz), welches als böhmisches Nebenland auch Friedrich anerkannte. In Böhmen vereinigte sich das liguistische Heer unter Herzog Maximilian und Tilly mit den kaiserlichen Truppen unter Boucquoi; den Oberbefehl führte Maximilian, dem der Kaiser die pfälzische Kurwürde und alle Eroberungen im Reiche versprochen hatte. Das böhmische Heer befehligte Christian von Anhalt. Er hatte blos geworbenes Kriegsvolk und einige Tausend Ungarn, die ihm Bethlen Gabor gesendet. Eine entscheidende Schlacht schien unvermeidlich, denn beide Heere waren in mißlichen Umständen, — Seuchen wütheten, Hunger und Noth waren bei beiden Theilen groß. Im Lager des Königs war Kriegsrath. Christian von Anhalt sagte: der Feind wolle nach Prag, man müsse dahin zurück, die Hauptstadt zu decken; — Graf Thurn, beschränkt und eigensinnig wie immer, wollte seinen Kopf zum Pfand einsetzen, daß dieses Maximilian's Absicht nicht sei, man müsse das Lager behaupten und das Land decken. Als man erfuhr, daß Maximilian wirklich nach Prag marfchire, mußte Christian von Anhalt sich zu einem Nachtmarsche entschließen. Um Mitternacht stand er auf dem weißen Berge. Das Heer war erschöpft, entmuthigt, demoralisirt; Friedrich war in Prag. Es war zwischen 12 und 1 Uhr am 8. Nov., an einem Sonntage, als das kaiserliche Heer unter Tilly sich gegen die Böhmischen in Bewegung setzte. Christian von Anhalt warf mit feiner Reiterei die Kaiserlichen über den Haufen mit solchem Glück, daß dadurch auch zwei Infanterie-Regimenter zum Wanken gebracht wurden. Tilly aber schickte den Böhmischen sofort 500 Reiter in die Flanke, welche diese mit solcher Wuth angriffen, daß nicht allein der Fürst von Anhalt selbst verwundet und gefangen, sondern auch die ganze Reiterei zersprengt und in die Flucht gejagt wurde. Die geworfene Reiterei brachte Unordnung in die Reihen des Fußvolks, was die Kaiserlichen geschickt benutzten und mit der ganzen Armee vorrückten. Die Böhmischen machten nock vereinzelte Angriffe, die das Gepräge der Unentschlossenheit des Führers und die Feigheit der Soldaten in gleichem Maße bezeugten. Die Schlacht hatte nur eine Stunde gedauert und der Sieger schlug seinen Verlust nur auf 100 Mann an. Aber 5000 der Besiegten sollen das Schlachtfeld bedeckt haben — 5000 Gefangene, 100 Fahnen so wie die gesammte feindliche Artillerie fielen in des Siegers Hände. Böhmen, Mähren, Schlesien, die Lausitz gehorchten wieder dem Fürsten, den sie ein Jahr vorher abgesetzt hatten. Das unglückliche Königspaar pilgerte über Breslau, Berlin nach Holland. Niemand ahnte damals, daß ein Enkel (Georg I.) dieses hartbedrängten Paares einst den englischen Thron^besteigen toürwf^ 15*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer