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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 427

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
70. Die Jugendjahre Friedrich's Ii. des Großen. von Großbritannien, hatte Friedrich die bei ihm herrschenden sanfteren Empfindungen geerbt. Eine ganz vorzügliche Geistes-Verwandtschast ist unverkennbar zwischen Friedrich und seiner väterlichen Großmutter, der ersten preußischen Königin, Sophia Charlotte, einer durch hohe Geistesbildung ausgezeichneten Frau. In Beiden lebte dieselbe Begierde, von Allem gründlich unterrichtet zu sein und bis zu den ersten Ursachen der Dinge hinaufzudringen; aber Beide hatten auch dasselbe Gefühl, durch die Forschungen der tiefsinnigsten Weisen, denen die Großmutter wie der Enkel nachgegangen waren, unbefriedigt geblieben zu sein. Daher bei Beiden ein fortwährender Zustand des Zweifels, bet Beiden Duldung und sogar Achtung der verschiedensten Ansichten Anderer. In dem Charakter Beider findet sich eine philosophische Heiterkeit, welche über die Verhältnisse des Lebens erhebt und dessen Widrigkeiten erträgt, indem sie dieselben minder wichtig darstellt, äußern Glanz und vermeinte Größe gering achtet, und sich dem lästigen Ceremonie! und eitlem Prunke gern entzieht. In Beiden war ein sehr seines Gefühl für alles Schöne, eine vorzügliche Liebe zur französischen Literatur, weil es sowohl zur Zeit der Großmutter als während der Jugendperiode des Enkels in Deutschland noch keine schöne Literatur gab. Bei Beiden war das Gefühl des Lächerlichen und Ungereimten sehr geschärft und der Witz, mit welchem sich dasselbe äußerte, konnte Manchem wehe thun, wenn dies auch nicht beabsichtigt war. Wenn gleich die philosophische Königin die Geburt ihres Enkels Friedrich nicht erlebt hat, so hat sie doch mittelbar einen sehr wesentlichen Einfluß auf dessen früheste Bildung gehabt. Sie wählte nämlich für ihren einzigen Sohn Friedrich Wilhelm als Erzieherin eine Duval, aus einer adeligen Familie der Normandie stammend, welche mit den ersten französischen Protestanten, die Ludwig Xiv. aus ihrem Vaterlande vertrieben hatte, nach dem Brandenburgischen gekommen war und an Sophie Charlotte eine vorzügliche Beschützerin gefunden hatte. Diese Dame heirathete in zweiter Ehe einen Landsmann, de Rocoules, Obrist des bloß aus französischen Protestanten errichteten Regiments des grands Mousquetaires. Sie erwarb sich die Zufriedenheit der Eltern und die Liebe und Achtung des Zöglings in hohem Grade. Als Friedrich Wilhelm I. selbst Vater wurde, vertraute er der noch lebenden Rocoules die Oberaufsicht über die Erziehung aller seiner Kinder, den ältesten Sohn Friedrich aber ihrer besondern Fürsorge an. Auch der erste männliche Lehrer Friedrich's, Duhan de Jandun, wurde aus den französischen Protestanten gewählt; 1715 bet der Belagerung von Stralsund ward er dem Könige Friedrich Wilhelm I. so Vortheilhaft bekannt, daß derselbe ihm die Erziehung feines ältesten Sohnes anvertraute. Duhan war ein Mann von fehr ernstem, sittlich religiösem Charakter, der dem jungen Prinzen hohe Achtung einflößte. Die ersten achtungs- und liebenswürdigen Menschen also, denen Friedrich im Leben begegnete, denen er weit mehr als
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