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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 495

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
78. Katharina Ii. in Rußland. 495 tragen, dereinst aber dieses letztere dem ältesten, jenes dem zweiten ihrer Enkel hinterlassen. Sie Namen Alexander und Constantin, welche sie diesen Enkeln beilegte, sollten von ihrer frühen Kindheit an große Erinnerungen in ihnen wecken und sie zu den erhabensten Bestimmungen einweihen. Um die des jungem Prinzen von seiner Geburt an anzudeuten, wurde er nicht nach dem russisch-griechischen Ritus, sondern nach dem etwas abweichenden der orientalisch-griechischen Kirche getauft. Junge Griechen wurden seine Spielgefährten und er lernte das Neugriechische gleichsam als Muttersprache. Dieser Gedanke konnte unter den damaligen Umständen sehr natürlich entstehen. Denn jener religiöse, kriegerische Enthusiasmus, mit dem das Volk der Osmanen die schönsten Länder des westlichen Asiens und des östlichen Europa's unterjocht hatte, schien wenigstens in den hohem Classen fast völlig erloschen, Weichlichkeit und Luxus hatten dieses Volk erschlafft, die Beherrscher wurden im Serail nur zum Genuß überspannter sinnlicher Lust, nicht zum Regieren erzogen. Auch nach Besteigung des Thrones verließen sie selten diesen ehemaligen Kerker und zogen nicht mehr aus, wie ihre Vorfahren, an der Spitze der Heere. Die Sultane waren abhängig von ihren obersten Staatsbeamten, und diese wie jene von Janitscharen, welche nicht mehr Sinn hatten für den durch kriegerische Großthaten errungenen Ruhm. Die zwölf ersten Jahre der Herrschaft Potemkin's waren vorzugsweise den Vorbereitungen zu dem Türkenkriege gewidmet, der mit der Eroberung Constantinopels und mit der Gründung des griechischen Reiches enden sollte. So sehr sich auch Katharina in Potemkin's phantastischen Plänen gefallen mochte, war sie doch besonnen und erfahren genug, sich zu sagen, daß sie bei solchem Unterfangen außer der Türkei auch die eine oder die andere der europäischen Großmächte, vielleicht zwei und mehr, gegen sich haben würde. Es kam also zunächst darauf an, Bundesgenossen zu gewinnen. Dazu schien vor Allem Oesterreich geeignet, wo nach dem Tode der Maria Theresia ihr Nachfolger Joseph Ii. auf Vergrößerung seiner Staaten bedacht und eben erst mit dem immer wiederkehrenden Gedanken, Baiern auf irgend eine Weise zu erwerben, durch Preußens Dazwischentreten gescheitert war. Erbittert darüber, suchte Joseph eine nähere Verbindung mit Rußland, um mit dessen Hülse Preußen demüthigen zu können. Der russische Hof kam ihm gern entgegen; Katharina reifte unter dem Vorwande, die neu erworbenen Provinzen zu besuchen, nach Mohilew; in Folge einer Einladung traf dort Kaiser Joseph mit ihr zusammen und folgte ihr sogar nach Petersburg. Hier war unter den kostspieligsten Festlichkeiten, die der russische Hos eigentlich nicht bestreiten konnte, von ganz andern Dingen die Rede als von einer Demüthigung Preußens. Nichts Geringeres als die Wiederherstellung des alten Zustandes der europäischen Welt, eines östlichen Kaiser-Reiches (mit dem Sitz in Constantinopel) für Katharina's jungem Enkel und eines westlichen (mit der Hauptstadt Rom) für Joseph ward geplant. Dazu wünschte
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