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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 573

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
91. Der National-Convent seit der Hinrichtung Ludwig's Xvi. 573 sondern eine Henkerthat zu verrichten. Alle gingen sie mit ächtem Stoicismus zum Blutgerüste, die marseiller Hymne, mit Anwendung auf sich, singend: „Allons enfants de la patrie, Contre nous de Ia tyrannie Le jour de gloire est arrivd: Le couteau sanglant est levd.“ Fast alle entronnenen Häupter dieser Partei hatten das Loos, nach weit mehr Angst, einem gleichen Verderben zuletzt zu unterliegen. Nur sechs erlebten in sichern Asylen das Ende dieser grauenvollen Zeit. Mit den Menschen fuhr man fort, auch jede sachliche Erinnerung an die Vergangenheit zu vertilgen. So führte man eine ganz neue Zeitrechnung ein; der neue republikanische Kalender, an die Stelle des christlichen gesetzt und von dem berühmten Lalande eingerichtet, veränderte die Namen der Monate und Tage, setzte die Dekade an die Stelle der Woche, so daß der zehnte Tag, statt des siebenten, Ruhetag, und das Jahr in zwölf gleiche Monate von 30 Tagen, mit 5 Ergänzungstagen, eingetheilt wurde, an welchen das Fest des Genies, der Arbeit, der schönen Handlungen, der Belohnung und der Meinung, am eigentlichen Schalttage aber der Revolutionstag noch besonders gefeiert werden sollte. Die vierjährige Periode von einem Schaltjahre zum andern hieß Franciade und die Zeitrechnung begann vom 22. September 1792 als dem Gründungstage der Republik. Der Abschaffung der christlichen Zeitrechnung folgte die des christlichen Gottesdienstes selbst, denn die Kirche ward als die alte Gegnerin der Revolution angesehen und ihre völlige Vernichtung ein Lieblingsthema der Debatten. Am 7. November erschien der Bischof von Paris, Gc^l, mit einem großen Zuge Cleriker, geführt von dem Gemeinderathe, im Convent, um sich im Angesichte der Nation von dem alten „Aberglauben" feierlich loszusagen. Der Berg stimmte mit heftigem Klatschen ein, bie'abgeorbneten, welche selbst eine kirchliche Würde bekleideten, folgten dem Beispiele. Am 10. wurde Notrebame, in Anwesenheit des Conventes und Stadtrathes, durch eine halbberauschte Bande frecher Sansculotten als Tempel der Göttin Vernunft eingeweiht, und die Darstellerin der letzteren, eine gefällige Schönheit des Ballets, im Florkleide auf dem Hauptaltar sitzend, mit der Carmagnole umtanzt. So ging das Unwesen in täglichen Wiederholungen fort und wurde in den Provinzen mit Eifer nachgeahmt. Mit diesem Unwesen waren indessen weder Robespierre und Danton noch die Mehrheit des Conventes einverstanden, und dieser, welcher kurz vorher den katholischen Gottesdienst proscribirt hatte, decretirte, auf Robespierre's Verlangen die Freiheit der Culte. Ueberhaupt wandte sich die Mehrheit des Conventes auf dem damaligen Gipfelpunkte der Revolution einer gemäßigten Richtung zu. Es trat immer mehr eine Spaltung des bisher gemeinsam herrschenden Berges in die drei naturgemäß neben einander bestehenden Richtungen hervor: die äußerste Linke („leg enrag^s“), unter Leitung H^rt's (der die Schamlosigkeit hatte, vor Gericht Marie Antoinette eines blutschänderischen Um-
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