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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 676

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
676 Dritter Zeitraum: 1789—1815. Schaaren so groß, daß nur noch ein kräftiger Stoß nöthig war, um ihre völlige Niederlage herbeizuführen. Auch diese Gelegenheit wurde versäumt. In der Nacht entwarf der Erzherzog einen neuen Schlachtplan, ähnlich demjenigen, den 6 Jahre später Wellington und Blücher bei Waterloo mit Erfolg ausführten. Man wollte die Schlacht so lange halten, bis das von Preß-burg herbeigerufene Armee-Corps unter dem Erzherzoge Johann in der rechten Flanke und im Rücken der französischen Armee erscheinen würde. Dadurch wurde am zweiten Schlachttage (6. Juli) der gleichzeitige Angriff auf allen Punkten gehindert, die Unterstützung der einzelnen Corps unter einander aufgehoben und das dritte Armee-Corps unthätig im Hintergründe gelassen. Schon um die Mittagsstunde war der gewisse Sieg an die französischen Adler gekettet, am Nachmittage ward die Schlacht abgebrochen und der Rückzug in getrennten Haufen nach Mähren angetreten. Das Armee-Corps von Preßburg, auf dessen rechtzeitiges Eintreffen man seine Hoffnung gesetzt hatte, erschien nach beendigter Schlacht auf dem Schlachtfelde — also zu spät; es zog sich wieder nach Preßburg zurück. Mit Unrecht hat man den Erzherzog Johann beschuldigt, er habe aus Eifersucht und gemeiner Schadenfreude den Marsch nach Wagram verzögert; vielleicht hätte er einige Stunden früher auf dem Schlachtfelde eintreffen können, aber niemals rechtzeitig genug und mit hinreichenden Kräften, um die Schlacht herzustellen und den Sieg zu entscheiden. Nicht ein einzelner Fehler, sondern eine ganze Kette von Fehlern, namentlich die eigensinnige Weigerung des Erzherzogs Karl, seinen Bruder früher herbeizurufen, in dem irrigen Glauben, der linke Flügel sei in Wahrheit nicht bedroht, hat die Niederlage bei Wagram herbeigeführt. Vor dem Ausbruche des Krieges hatte Oesterreich das Ansehen eines großen Kriegslagers, in welchem begeisterte Hingabe an das Vaterland, ein mächtig erregter idealer Sinn jede Brust erfüllte. Wer es nach der Schlacht bei Wagram, während des von Erzherzog Karl auf unerhörte Bedingungen hin abgeschlossenen Waffenstillstandes betrachtete, fand, daß die erschütternde Tragödie, weit entfernt, zur ernsten Einkehr in sich aufzufordern und eine nur um so kräftigere Spannung aller sittlichen Kräfte hervorzurufen, alle gemeinen Leidenschaften entfesselte und mit einem widerlichen Gezänke, mit gegenseitigen Anklagen und allgemeiner Erschlaffung als Nachspiel schloß. Am 14. Oct. verkündete Kanonendonner, daß der Friede zwischen Oesterreich und Frankreich zu Wien abgeschlossen sei. Oesterreich verlor in demselben an 2000 □«Meilen Flächeninhalt, 4 Millionen Einwohner, jede Verbindung mit dem Meere, jeden Ausweg seines Handels. Es trat ab zu Gunsten der Bundesgenossen Bonaparte's, und zwar an Baiern: Salzburg und Berchtesgaden, das im Teschener Frieden erworbene Jnnviertel nebst einem Theile des alten Oesterreich ob der Enns. Die armen, treuen Tiroler, welche beim Ausbruche des Krieges vor Allen dem begeisternden Aufrufe an den Volksgeist gefolgt waren, vergaß man vollständig. (S. Nr. 104 am Ende.) Krain
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