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1. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 24

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
24 Erster Zeitraum: 1815—1830. an den blos conoentioneilen Werth sittlicher Grundsätze. Durch seine Vermählung ' mit der Enkelin des Fürsten Kaunitz (1795) trat er in nähere Beziehungen zur österreichischen Aristokratie, in deren Kreisen er sich aber nie vollständig einbürgerte. Eben so früh und eben so wenig ernst, wie das eheliche Leben, begann er feine diplomatische Laufbahn auf dem Rastadter Friedens-Congresse als Gesandter des westfälischen Grafen-Collegiums. Darauf bekleidete er in rascher Folge die Posten eines österreichischen Gesandten in Dresden (1801), Berlin (1803) und Paris (1806). Seine persönliche Liebenswürdigkeit gewann ihm an den auswärtigen Hosen viele Freunde und bis in die höchsten Kreise Freundinnen (wie Napoleon's Schwester Caroline Murat), seine vornehme Natur, sein glattes, gefügiges Wesen stimmten selbst Napoleon günstig für ihn. Durch unermüdliche Versicherungen von ungetrübter Freundschaft verstand er, Napoleon zu beschwichtigen und die österreichischen Rüstungen (1808) einigermaßen zu beschönigen. Die beiden Unterredungen mit Napoleon, im August 1808 in Paris und im Juni 1813 in Dresden, wo Metternich die ganze Wucht roher Zornausbrüche zu tragen hatte und mit bewunderungswürdiger Feinheit und scheinbarer Gelassenheit abprallen machte, sind und bleiben Ehrentage in Metternich's Leben, mag auch nach neuern Berichten die eine und andere dramatische Episode aus der Geschichte verwiesen werden müssen. In der unmittelbaren Anschauung der großen Verhältnisse dieser ganzen Zeit lernte er, wie man Verhältnisse und Personen richtig faßt und mit Geschick behandelt, wie man sich mit der Macht der Umstände geschmeidig abfindet, aber auch in Geduld die Zeit abzuwarten vermag, bis man Meister über die Umstände wird. Als Graf Stadion nach der Schlacht bei Wagram ferne Stelle als Minister der auswärtigen Angelegenheiten niederlegte, Übernahm Metternich, der wegen feiner mannichfachen Beziehungen zum französischen Hose und wegen feiner genauen Kenntniß desselben unentbehrlich schien, dieses Ministerium (8. Oct. 1809), um es erst nach 39 Jahren (13. März 1848) niederzulegen. Wie er das Bündniß mit Frankreich auf jede Weise zu befestigen suchte und eine Zeit lang ernstlich zu Napoleon's Fahne sich hielt, wie er sodann gegen das Ende des russischen Feldzuges zu schwanken begann und auf eine Rückendeckung Bedacht nahm, mit welcher Vorsicht und Gewandtheit, freilich auch mit welcher Doppelzüngigkeit und Zweideutigkeit er 1813 Oesterreichs Sache von jener Napoleon's trennte und in das Lager der Alliirten hinüberglitt, sein Antheil endlich an den Verhandlungen im Jahre 1814 — das alles ist schon so oft und so gut erzählt worden, daß man die allgemeine Kenntniß dieser Ereignisse wohl voraussetzen darf. Stern’s oft angeführte Worte über Metternich's Stellung in jener Zeit zeichnen den Fürsten vortrefflich: „Metternich erhielt einen Einfluß in dem europäischen Rathe, wozu ihm weder sein Talent, noch sein Charakter, noch die
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