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1. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 212

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
212 Zweiter Zeitraum: 1830—1848. Polen hatte sich erhoben, sondern im Süden Rußlands: Wolynien, Podo-lien und die Ukraine, im Norden Litthauen und Samogitien; selbst Finnland stand im Begriff, die Waffen zu ergreifen. Rußland wurde nur gerettet durch die verkehrte Kriegführung der Aufständischen, dadurch, daß die Bewegungen eine nach der andern, nicht zugleich, begannen, und daß die Kräfte derselben selbst in einzelnen Provinzen sich nicht vereinigten, sondern vereinzelt handelten. Um sich an denen zu rächen, die ihm eine solche Gefahr bereitet, und zugleich die Quelle zu verstopfen, aus welcher eine solche Gefahr entsprungen, wandte Nikolaus I. ein furchtbares Schreckenssystem an. Die ganze Nation wurde entwaffnet; den Bauern nahm man selbst ihre Sensen, Verheimlichung der Waffen wurde sofort mit dem Tode bestraft. Dann begannen die Urtheile über die Theilnehmer an der Revolution. Mehr wie 800 wurden bestraft, meist mit Verbannung nach Sibirien, die meisten hatten sich aber bereits ins Ausland geflüchtet; doch ihre Güter wurden eingezogen und theils dem Staatsschatze zugewiesen, theils russischen Edelleuten. Unter dem 26. Februar 1832 erließ der Kaiser ein organisches Statut, welches die Verfassung von 1815, die Alexander 1. den Polen verliehen, für immer aufhebt und den letzten Rest von Freiheit und Selbständigkeit vernichtet. Polen verliert sein selbständiges Heer: die Polen werden von nun an in russische Regimenter gesteckt und nach den entferntesten Ländern gesendet, namentlich nach dem Kaukasus, um sich dort aufreiben zu lassen. Der Reichstag wird aufgehoben, es bleibt nur ein Staatsrath, dessen Mitglieder der Kaiser ernennt, und die auch aus Russen bestehen können. An der Spitze der Regierung steht von nun an Paskewitsch, den der Kaiser zum Fürsten von Warschau ernannte. Schon aus dieser Verordnung konnte man ersehen, daß es auf die Vernichtung Polens als eines befonderen Königreichs abgesehen war, daß es zu einer bloßen russischen Provinz herabgewürdigt werden sollte. Aber die russische Regierung gebrauchte noch andere Maßregeln, von welchen sie eine dauernde Unterdrückung des polnischen Nationalgefühls hoffte. Sie - hob die Universitäten Warschau und Wilna auf, und überhaupt alle polnischen Schulen. Erst 1833 wurden wieder neue Schulen eröffnet, aber mit Einrichtungen, welche ebenfalls darauf abzielten, die polnische Nationalität zu ertödten. In diesen Schulen war die Erlernung der russischen Sprache, der russischen Geschichte und Lebensverhältnisse der Hauptzweck. Bezeichnend ist, daß zu Direktoren der höheren Lehranstalten meist russische Osficiere genommen wurden. Und wie durch die Erziehung, wollte der Kaiser auch durch die Religion die polnische Nationalität untergraben, indem er den Katholicismus durch die griechische Religion zu verdrängen suchte. Ein kaiserlicher Ukas verordnete, daß Kinder aus gemischten Ehen, zwischen Katholiken und Griechen, unter allen Umständen in der griechischen Religion erzogen werden sollten.
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