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1. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 338

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
338 Dritter Zeitraum: 1848—1876. Wahl eines Reichsverwesers schritt, eröffnete von Gagern die Wahlverhandlung durch wenige Worte, die er in tiefer Bewegung sprach. „Es ist die Stunde gekommen," sagte er, „wo seit Jahrhunderten zum ersten Male wieder das deutsche Volk berufen ist, sich eine Regierung zu geben für seine Gesammt-Angelegenheiten, und an die Spitze dieser Regierung ein Haupt zu setzen. Die Einheit Deutschlands, die in unserem Bewußtsein lag, wird dadurch eine Thatsache, die in die Welt eintritt." Von 546 anwesenden Mitgliedern stimmten 436 für den Erzherzog Johann von Oesterreich, 52 für Heinrich von Gagern, 32 für Jtzstein, 1 für den Erzherzog Stephan. „Ich proclamire also hiermit," nahm der Präsident in feierlichem Tone wieder das Wort, „Johann, Erzherzog von Oesterreich, zum Reichsverweser über Deutschland. Er bewähre die allezeit gehegte Liebe zu unserem großen Vaterlande, er sei der Gründer unserer Einheit, der Bewahrer unserer Volksfreiheiten, der Wiederhersteller von Ordnung und Ruhe." In diesem Augenblicke mischte sich das Geläute der Glocken und der Donner der Geschütze in den dreifachen Lebehochruf der Versammlung. Erzherzog Johann von Oesterreich, geboren zu Florenz am 20. Jan. 1782, war der neunte Sohn des Großherzogs von Toscana, welcher 1790 unter dem Namen Leopold Ii. seinem Bruder Joseph Ii. in der römischen Kaiserwürde folgte und deshalb mit seiner Familie nach Wien übersiedelte. Schon früh zeigte der Erzherzog eine besondere Neigung für das Kriegswesen und ein seltenes Talent für Terrainkunde, zugleich aber auch eine entschiedene Vorliebe für die Geschichte und die Naturwissenschaften. In der ersteren unterrichtete ihn der damals im Ministerium des Aeußern zu Wien angestellte Johann (von) Müller. Auf der Neigung für die Naturkunde beruhte jener Enthusiasmus, den der Prinz von jeher für Gebirgs-länder und Gebirgsvölker hegte. Seit dem Jahre 1800, in welchem er den Oberbefehl über ein wiederholt geschlagenes Heer, an Kray's Stelle, übernehmen mußte und die Schlacht bei Hohenlinden verlor, besuchte er alljährlich Tirol und Vorarlberg, wobei er nicht nur zuerst die militärische Wichtigkeit dieses Landes als des Schlüssels zu Italien und der Schweiz erkannte, sondern auch wissenschaftliche Sammlungen zusammenbrachte, die später, auf die norischen, julischen und komischen Alpen ausgedehnt, seinem Johannenm in Gratz zugewendet wurden. Diese friedlichen Beschäftigungen sollten wiederholt durch neue Kriegsstürme unterbrochen werden. Sowohl 1805 als 1809 befehligte er nicht ohne Glück in Tirol, in Kärnthen, in Ober-Italien. Dagegen verlor er die Schlacht bei Raab (14. Juni 1809) gegen den Vicekönig von Italien durch die Schuld der ungarischen sog. Jnsurrection, und in der Schlacht bei Wagram konnte er den erhaltenen Befehl, sich mit dem Erzherzoge Karl zu vereinigen, nicht ausführen. Im I. 1815 erzwang er die Uebergabe von Hüningen und ließ die Festung
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