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1. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 531

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
60. Der deutsch-französische Krieg. 531 Länderbesitz eingebracht, freilich auf Kosten des anderweit entschädigten Verbündeten. Frankreich schien befriedigt. Seit mehr als 50 Jahren war sein Boden von keinem äußern Feinde betreten worden; das Land erfreute sich eines hohen Grades von materiellem Wohlstände, Luxus und Geschmack feierten ihre Triumphe in der (zweiten) Pariser Ausstellung (1867), die Tuilerieen beherbergten die Monarchen Europa's als Gäste. Im Kriege Preußens gegen Oesterreich war Frankreich neutral geblieben, weil man darauf rechnete, daß die beiden deutschen Großmächte bei fast gleichen Kräften sich gegenseitig erschöpfen würden und daß dann ein vermittelndes Einschreiten neuen Gewinn bringen werde; nur auf die so schnelle und so vollständige Niederlage Oesterreichs war man nicht gefaßt. Dieses Ereigniß war dem kaiserlichen Cabinet um so unwillkommener, als man eben erst den abenteuerlichen, angeblich aus civilisatorischen Gründen unternommenen Feldzug nach Mejiko beendet hatte, der nicht nur die Hülfsquellen Frankreichs erschöpfte, sondern auch große Mängel in der Organisation der Armee bloslegte, so daß der Kaiser und seine Räthe einsahen, wie wenig die Streitkräste Frankreichs in diesem Moment zu einem großen Kriege gegen Preußen bereit seien, welches allein von allen Großmächten bisher weder als Alliirter noch als Gegner mit Frankreich in Berührung gekommen war. Daher versuchte Napoleon durch thätiges Eingreifen in die diplomatischen Verhandlungen nach dem österreichisch-preußischen Kriege eine Kompensation für sich auf dem linken deutschen Rheinufer zu gewinnen, angeblich zur Herstellung des politischen Gleichgewichts. Als jedoch König Wilhelm auf diese Zumuthung mit der Hand am Schwerte erklärte, „nicht einen Schornstein" an Frankreich abtreten zu wollen, ward die Luxemburger Frage hervorgesucht, um der französischen Eigenliebe Genugthuung zu verschaffen. Mit Holland wurde heimlich wegen Abtretung von Luxemburg gegen eine entsprechende Entschädigung in Geld unterhandelt, und als Preußen sich entschieden gegen eine solche Abtretung erklärte, wollte Napoleon zuletzt auf die Abtretung des Landes verzichten, wenn Preußen auf fein Besatzungsrecht verzichte. Preußen, das zur Eon-solidirung des eben ins Leben getretenen Norddeutschen Bundes Frieden wünschte, gab sein Besatzungsrecht in Luxemburg auf, dessen Festung geschleift wurde, und begnügte sich damit, die Besitznahme Luxemburgs durch die Franzosen vereitelt zu haben, mochten diese sich immerhin eines diplomatischen Sieges rühmen. Während nun unter dem Kriegs-Minister Marschall Niel (t 1869) an der Umgestaltung und Kräftigung der französischen Armee, an der Ergänzung, Vermehrung und Verbesserung des Kriegs-Materials (Einführung des Ehassepot-Gewehrs und der Mitrailleusen) unablässig gearbeitet wurde, schürte die Kriegspartei, welche in die nächste Umgebung des Kaisers und daher zu größerem Einflüsse gelangt war, das Feuer und verfolgte mit fieberhafter Ungeduld ihr Endziel: Preußens
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