Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte des Alterthums - S. 45

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
17. Das Reich der Assyrier. 45 Könige wurden ihr zugeschrieben. Die Tradition häufte eine solche Masse von Thaten und Eroberungen von solchem Umfange auf die Semiramis, daß der Sage für ihre Nachfolger nichts übrig blieb als ein thatenloses Leben. Den Gegensatz zu dieser mythischen Auffassung der Semiramis an der Spitze des assyrischen Reiches bildete ihr letzter (?) Nachfolger Sardanapal, welcher eben so weibisch war als Semiramis männlich, welcher sich Augen und Wangen schminkte, wie sie männliche Tracht trug, welcher Purpurwolle spann und unter den Weibern lebte, wie Semiramis unter den Kriegern, welcher nicht aus dem Harem ging, während Semiramis die Welt eroberte. Man muß annehmen, daß die männlichen Thaten eines Weibes zu Anfang des Reiches und das weichliche Leben späterer Herrscher die Phantasie der Semiten zu dieser mythischen Auffassung der assyrischen Geschichte verleitet haben, wenn nicht etwa die Griechen, Ktesias an der Spitze, die Schuld dieser Zusammenwersung assyrischer Götter und Helden tragen. Es ist offenbar, daß die Tradition den gefammten Aufschwung der assyrischen Macht, die Eroberungszüge vielleicht einer Reihe großer und kriegerischer Herrscher, alle Heldenthaten, welche die Herrschaft dieses Reiches begründeten, in die beiden Gestalten des Ninus und der Semiramis zusammendrängt. Hatten noch andere Könige Assyriens, wie gewiß vermuthet werden darf, an dieser Erhebung Assyriens Antheil, so ist ihr Andenken in den Siegen des Ninus und der Semiramis untergegangen. Es ist ohne Zweifel eine Uebertreibung der Tradition, daß Ninus auch Syrien, Aegypten und Libyen erobert habe. Wären die assyrischen Heere in jener Zeit auch nur bis nach Syrien vorgedrungen, so müßten die Bücher der Hebräer davon zu berichten wiffen. Diese Richtung wurde erst von den späteren Herrschern Assyriens etwa seit dem Jahre 800 v. Chr. eingeschlagen. Dagegen kann die Eroberung des Hochlandes von Iran, die Unterwerfung der Meder und Baktrer durch die Assyrier keinem begründeten Zweifel unterworfen werden. Daß ferner von hier aus oder von dem Plateau von Iran herab ein Zug gegen Indien unternommen worden ist, erscheint keineswegs unwahrscheinlich. Auf einem Obelisken von schwarzem Marmor, welcher in den Trümmern von Ninive gefunden worden ist, sind nicht bloß baktrianische Kameele mit zwei Höckern, sondern auch das indische Rhinoceros und der indische Elephant abgebildet, Thiere, welche nur als eine Siegesbeute oder ein Tribut der Völker im Thale des Indus aufgeführt werden konnten. Nach der Art der Darstellung ist das Letztere der Fall. An den Zahlen des Heeres der Semiramis, wie sie von Ktesias angeführt werden, wird Niemand so viel Anstoß nehmen dürfen, um das Factum selbst in Zweifel zu ziehen; auch beweisen des Xerxes Zug gegen die Hellenen und andere Beispiele, daß die Herrscher des Orients nicht immer mit einigen Hunderttausenden sich begnügten. Es kann danach als Resultat festgehalten werden, daß die Assyrier seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts v. Chr. das herrschende Volk im
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer