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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 59

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
19. Der Brahmanismus und der Buddhismus. 59 ganz von der der Brahmanen abweichende, von welchen außerdem nur Schüler aus ihrer eigenen Kaste angenommen wurden. Noch entschiedener trat die neue Lehre dem höchsten Ansehen und dem Einflüsse der Brahmairen entgegen. Dem ersten dadurch, daß ihr Stifter behauptete, im Besitze der höchsten Erkenntniß zu sein. Ohne daß er dieses ausdrücklich erklärte, mußte er dadurch 'Ufte Gültigkeit des Veda, als höchster Quelle der Erkenntniß, läugnen, und dadurch dem brahmanischen Systeme seine eigentliche Grundlage untergraben. Der wichtigste Einfluß der Brahmanen auf die übrigen Kasten mußte aufhören, wenn die Opfer an die Götter, die sie allein zu verrichten das Recht hatten, abgeschafft wurden. Dieses trat bei den Buddhisten ein, bei welchen das brahmanische Feueropfer nicht gebräuchlich war, geschweige die blutigen Thieropser. Sie bezeugten ihre Verehrung den Bildern des Stifters ihrer Religion und seinen Reliquien durch Darbringung von Blumen und Wohlgerüchen. Die Grundlage des indischen Staates ist das System der Kasten. Dieses erkannte auch Buddha als bestehend an und erklärte seinen Ursprung, wie die Brahmanen, aus der Lehre von den Belohnungen und Strafen für frühere Handlungen. Er nahm aber Menschen aus allen Kasten ohne Unterschied als Anhänger an und ertheilte ihnen ihren Rang in der Versammlung nach ihrem Alter und ihrer Würde. Er machte dadurch alle Meuschen unter sich und vor ihm selbst gleich; er hob dadurch innerhalb der Gemeinde die durch die Geburt herbeigeführten Unterschiede auf. Er legte also den Grund zu einer Abschaffung der Kasten und griff dadurch die Grundlage der brah-nianifchen Herrschaft an. Auch in seiner Lehre von den Pflichten der Menschen im bürgerlichen Leben stellt er sich den Brahmanen schroff entgegen. Diesen galt als höchste Tugend die strengste Beobachtung der Ceremonien und Satzungen, durch welche ihr ganzes Leben geregelt war, als wichtigste Thätigkeit die Beschäftigung mit ihrer Theologie, Philosophie und den übrigen Wissenschaften, die von ihnen angebaut wurden, so wie mit der Mythologie. Sie wurden dadurch ganz von der Theilnahme an dem Wohle ihrer Mitmenschen zurückgehalten und kümmerten sich nur um die Angelegenheiten ihrer Kaste. Buddha's Zweck war dagegen, alle Menschen zu retten, indem er sie aufforderte, von der Wirklichkeit sich zurückzuziehen und die Tugend auszuüben. Es war demnach bei ihm nicht das engherzige Streben der Brahmanen, allein das Glück ihres eigenen Standes zu befördern. Dieser Gegensatz des Buddhismus und des Brahmathums tritt noch deutlicher in der Ansicht hervor, daß der brahmanische Büßer durch seine Entsagungen und Kasteiungen nur das selbstsüchtige Ziel vor Augen hatte, für sich eine Stelle in einem der verschiedenen Götterhimmel zu erlangen, während der buddhistische bezweckte, dadurch sich die Würde eines Buddha zu erwerben, durch welche er in den Stand gesetzt wurde, allen Menschen Heil zu bringen.
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