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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 122

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
122 Vii. Die Aegyptier. Der wahre Grund der ängstlichen Sorge der Aegyptier für die Erhaltung und gleichsam Unvergänglichkeit des Leichnams kann also kein anderer sein, als daß nach ägyptischem Glauben die Seele beim Scheiden vom todten Körper, mit gar seltenen Ausnahmen, eine Wanderung durch Thierkörper während 3000 Jahren antreten muß, ein Zeitraum, welchen Plato ebenfalls für die Seelenwanderung annimmt und den „Kreislauf der Nothwendigkeit" nennt, nach pythagoreischem Gebrauche. Die Seele fährt nämlich beim Tode ihres Leibes in irgend einen thierischen gerade in dem Augenblicke entstehenden Körper, ehe sie wieder in den menschlichen Körper, auf gleicher oder höherer Stufe, zurückkehrt oder in Osiris ruht. Daß nun die Seele in diesem ihrem Schicksalslaufe gestört oder gehindert werde, wenn ihr altes menschliches Gefäß nicht erhalten bleibe, war entschieden der Volksglaube der Aegyptier; ohne Zweifel, verglichen mit dem ursprünglichen Sinne der Priesterlehre, ein grober Aberglaube, aber ein den Gesetzgebern, und namentlich im dichtbevölkerten Aegypten, sehr heilsam scheinender. Ebenso war es mit dem Glauben der Griechen und Römer an die Nothwendigkeit der Bestattnng für die Einkehr der Seele in die unsichtbare Geisterwelt. Des Menschen Seele ist, nach der Aegyptier Glauben, göttlich und also unsterblich. Sie hat eine persönliche, sittliche Verantwortlichkeit zu tragen. Heillose Thaten verbannen sie von Gottes Angesicht; verzeihliche Sünden schiebt der Glaube auf den Leib, der dafür auch der Vernichtung Preis gegeben wird. Der gerechtfertigte Mensch ist sich bewußt, ein Sohn Gottes zu sein, bestimmt, Gott zu schauen am Ende seiner Wanderung. Aus den tiefen Wurzeln, welche dieser Unsterblichkeitsglaube im ägyptischen Geiste geschlagen, erklärt sich auch allein das Ungeheure und Maßlose ititd dabei das Herrliche, Sinnvolle und Kunstreiche des Pyramidenbaues int alten Reiche. Wie der Thierdienst nichts ist, als die ägyptisch-afrikanische Gestaltung einer uralten asiatischen Anschauung, so auch die Verbindung der Sorge für die Unzerstörbarkeit des Leichnams mit dem Unsterblichkeitsglauben. Die Seele war unsterblich, aber ihre Seligkeit^ wo nicht ihre Lebensfähigkeit, war gebunden an die Erhaltung des Körpers. Die Zerstörung der Leiche war also die Zerstörung der Seele. Wir verdanken sicherlich den Wunderbau der Pyramiden noch mehr der abergläubischen Furcht vor der Zerstörung des Leibes, als der bloßen Eitelkeit und Prachtsucht ihrer Erbauer. 37. Die Verfassung Äegyplens. (Nach Mar Uhle mann, Handbuch der ägyptischen Alterthumskunde.) Die Verfassung Aegyptens war von den frühesten Zeiten an bis zum Sturze der Ptolemäer, wenige anarchische Zeiten ausgenommen, die zwischen einzelnen Dynastieen liegen, eine monarchische. Das Königthum war
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