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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 285

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
78. Das Unternehmen der Athener gegen Sicilien. 285 beschloffen, die letzte Seeschlacht zu wagen, für den Fall der Niederlage aber die Schiffe zu verbrennen und zu Lande abzuziehen. Heftig war die Schlacht, unbeschreiblich groß sowohl die körperlichen Anstrengungen als die Bewegung der Gemüther. Ringsum standen auf dem Ufer die zahlreichen Zuschauer von beiden Parteien, und nachdem der Sieg sich so oder anders zu wenden schien, erhob sich gleichzeitig Jubel oder Klagegeschrei. Endlich wichen die Athener. Nicias und Demosthenes wollten zwar wiederholt angreifen, da die Zahl ihrer Schiffe der Zahl der feindlichen noch gleich kam, allein das Schiffsvolk weigerte sich, ihnen zu gehorchen. Vier Tage lang zogen die Athener erst gegen Catana, dann gegen Ca-marina, unter steten Gefechten und mit Mangel jeder Art kämpfend. Am fünften ward die in der Nacht schon in Unordnung gerathene Abtheilung des Demosthenes gänzlich von der überlegenen feindlichen Macht eingefchlost fen; sie mußte sich unter der Bedingung ergeben, daß Keiner gewaltsam ge-todtet, Keinem die Nahrung entzogen werde. Lange wollte der jetzt muthig ausharrende Nicias dies Unglück nicht glauben, als er aber endlich nicht mehr zweifeln konnte, bot er den Syrakusanern gegen freien Abzug mehrere Geisel und den Ersatz der Kriegskosten; dieser-Antrag ward jedoch verworfen. Beim Uebergange der Athener über den Assinarns erhob sich der letzte unglückliche Kampf, sie wurden theils getodtet, theils ohne alle Vergleichsbedingungen gefangen. In den engen, heißen Steingruben, wohin sie zu harter Arbeit gebracht wurden, fanden die Meisten ihren Tod; Einzelne nur bereiteten sich ein milderes Loos, weil sie Stellen aus den Trauerspielen des Euripides im Gedächtniß hielten und zur Ergötzung und Bewunderung ihren neuen Herren mittheilten. Die Syrakusaner verurtheilten Demosthenes und Nicias zum Tode. Jener war den Lacedämoniern wegen der Besitznahme von Pylus verhaßt, von diesem, dem Reichen, besorgte man Loskauf und Erhebung neuer Fehden. Einige fürchteten auch wohl, daß die Verbindungen kund werden möchten, in welchen sie mit ihm gestanden hatten. Hermokrates und Gylippus suchten vergeblich das Leben beider zu retten und die Syrakusaner zu edlerem Gebrauche ihres Sieges zu bewegen; doch sollen sich, laut einer Nachricht, beide Feldherrn selbst den Tod gegeben haben, ehe jener Volksschluß zur Vollziehung gebracht wurde. Vollständiger war fast nie ein Sieg, wenige Trauerspiele der Geschichte sind größer als dieses; und wenn auf der einen Seite das Gemüth sich zu Syrakus wendet, welches ohne rechtlich zureichenden Grund angegriffen, für die Freiheit kämpfte, so muß man auf der andern Seite die Kühnheit und Ausdauer der Athener bewundern und tiefe Wehmuth über das grenzenlose Unglück empfinden, welches ihr fchönstes Heer auf dem Gipfel ihrer Macht und ihrer Bildung zerstörte, ein Hen, wo in jedem Einzelnen mehr
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