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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 299

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
83. Sokrates und die Sophisten. 299 Bewunderung, die Anderen mit ärgerlichem Widerstreben, Alle" mit neugierigem Interesse lauschten. Es war kein Wunder, daß die komische Bühne eine solche bizarre Gestalt sich nicht entgehen ließ. Im Jahre 424 machte Aristophanes den Philosophen zum Gegenstände eines lebhaften Angriffs in der Komödie „die Wolken." In diesem Stücke, die gute alte Zeit und die neue sophistische Mode einander gegenüberstellend, führt er den Sokrates und seine Schüler als Hauptvertreter jener gefährlichen Neuerung vor, welche durch Naturphilosophie den schlichten Götterglauben, und durch die falsche Redekunst, welche die schlechtere Sache als die bessere erscheinen lasse, die Grundlagen aller Sittlichkeit bei dem heranwachsenden Geschlechte zerstöre. Aber die Komödie machte kein Glück, und Sokrates blieb in seiner von Jahr zu Jahr sich steigernden Wirksamkeit ungehemmt. Den Staatsgesetzen gehorchte er pünktlich und unweigerlich: und wo ihn seine Bürgerpflicht in die Wmn rief, bei Potidäa, bei Delion, bei Amphipolis, machte er sich durch die Standhaftigkeit im Ertragen von Beschwerden, wozu seine Selbstbeherrschung und sein abgehärteter Körper ihn befähigte, wie durch seine Tapferkeit be-merklich. Auch den Göttern opferte er eifrig wie nur irgend wer und lehrte auch seine Freunde auf die Zeichen achten, welche die Götter in Träumen, Opferzeichen und Orakeln senden, und wer sich die Mühe nahm ihn näher kennen zu lernen, der mußte überwältigt werden von der edlen Harmonie, in welcher bei diesem wunderbaren Manne Lehre und Leben stand. Das Familienleben allerdings trat bei ihm zurück wie bei den meisten Athenern. Seine Frau, Xanthippe, bot ihm Nichts, und sein wanderndes Philosophiren schloß das in engere Schranken gebannte häusliche Behagen aus; aber er war ein treuer Freund seiner Freunde, mit denen er das Beste theilte, was er besaß, seine ebenso vielseitige wie harmonische und tiefe Bildung, seine unvergleichliche Gabe des wissenschaftlichen Gesprächs, seine klare Erkenntniß des Zusammenhangs der sittlichen Dinge -- und er war ein aufrichtiger und einsichtiger Patriot, wenn er gleich, von seinem „Daimonion," wie er sagt, gewarnt, von unmittelbarer Theilnahme am Staatsleben sich ferne hielt. Wir sahen, mit welchem Muthe er der aufgeregten Volksversammlung gegenüber bei dem Prozesse der Feldherren seine Ueberzeugung festhielt: denselben Muth bewies er den Dreißig gegenüber, als er mit vier anderen vor sie beschieden wurde, und den Auftrag erhielt, bei einer ungesetzlichen Verhaftung mit Hand anzulegen. Die vier gehorchten: Sokrates ging ruhig nach Hause. Die freche Tyrannei, der Alles ringsumher sich besiegt gab, konnte diesen freien und königlichen Geist nicht überwinden. Im gewohnten Gang seines Lebens hatte Sokrates sein siebzigstes Jahr erreicht: da wurde im Jahre 399 von einem angesehenen Führer der demokratischen Partei, Anytos, eine peinliche Klage gegen ihn erhoben, weil er
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