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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 310

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
310 Ix. Die Griechen. 86. Charakter des Königs Ägtsilaus Ii. (3?ad; Gust. Friedr. Hertzberg, das Leben des Königs Agesilaos von Sparta.) Agesilaus hat das Glück gehabt, daß seine Thaten und sein Charakter von seinem treuen Waffenbrnda ^enophon, der nur wenige Jahre nach ihm starb, in dem glänzendften"achte dargestellt worden sind. Mehr noch haben die glänzenden Phrasen jenes enthusiastischen Lobredners, deffenpane-gyricus aus Agesilaus so lange gläubig als ein Werk des Fenophon gepriesen wurde, wesentlich dazu beigetragen, daß man den Agesilaus bis tief in die neue Zeit hinein zu den größten Männern der antiken Welt gezählt hat. Um so greller tritt nun der Contrast zwischen diesen idealen Schilderungen und dem Bilde hervor, welches mehrere neuere Forscher von dem alten Fürsten entwerfen. Es ist wahr, Agesilaus ist weder der edelste König, noch der größte Staatsmann gewesen, den-Sparta überhaupt hervorgebracht hat. Sein Haupt umgibt uicht die Aureole des Leonidas; der glühende Enthusiasmus eines Kleomenes' Iif. ging ihm gänzlich ab. Unmuthiger sind die Heldengestalten des Brasidas und Kallikratidas, und als Staatsmann steht der düstere Ly-sander hoch über ihm. Dagegen kennen wir keinen König von Sparta, vereinen so gewaltigen Einfluß auf seine Zeitgenossen gewonnen; keinen, der während einer langen Regierung mit solcher Thatkraft geschaltet, sein königliches Ansehen so fest begründet, seinen Staat und sein Volk so entschieden repräsentirt hätte, wie dieser Agesilaus. Er entfaltete in der That eine Reihe von glänzenden Eigenschaften. Seine Gleichgültigkeit gegen Genüsse, seine einfache Lebensweise, feine heitere Ausdauer unter Beschwerden jeder Art, seine strenge Gesetzlichkeit waren Folgen der härten liturgischen Zucht. Eine gewisse stolze Bescheidenheit, gewinnende Liebenswürdigkeit und Leutseligkeit und muntere Laune, hingebende Treue gegen seine Freunde waren ferner besondere Zierden eines Fürsten, der im öffentlichen Leben beständig unerschütterliche Kraft und zähe, unbeugsame Eonsequenz an den Tag legte. Indessen ist das nur erst die eine Seite dieses merkwürdigen Mannes. Eine unbefangene Betrachtung seines vielbewegten Lebens zeigt uns das traurige Schauspiel allmählicher, unablässiger Entartung eines von Hause aus vortrefflichen Charakters. Es wurzelt aber diese Entartung nicht gerade in den schlechtesten Eigenschaften dieses Königs. In dem Herzen des Agesilaus verschmolzen leidenschaftlicher Patriotismus und brennender Ehrgeiz auf eine wunderbare Weise. Unlängbar steht bei ihm der Ehrgeiz für Sparta in der ersten, der für sich selbst nur in der zweiten Linie. Das ehrgeizige Streben des Königs, die Macht seines engern Vaterlandes zu erhalten und zu erweitern, für sich aber das höchste Ansehen in Sparta
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