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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 402

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
402 X. Die macedonischen Reiche. 108. Charakteristik des Ptolemäus Philadelphus. (Nach Jo H. Gust, Droysen, Geschichte des Hellenismus.) Wenn irgendwo, so hatte Ptolemäus Toter in der Wahl seines Nachfolgers die Vorsicht bewährt, die ihn überall auszeichnete; mag auch die Zuneigung für Berenice nicht ohne Einfluß auf seine Entscheidung gewesen sein, überwiegend bestimmte ihn die Rücksicht auf das Reich, das nur in der sorgfältigsten Vorsicht die Machtentwicklung gewinnen konnte, zu der er den sichern Grund gelegt hatte. Er konnte es in keine besseren Hände legen, als in die seines Lieblings *), und mit Jubel begrüßten seine Macedonier die Entscheidung. Noch jetzt tritt uns in den Resten der Ueberlieferung das Bild dieses merkwürdigen Fürsten deutlich entgegen. Er war schwächlichen Körpers, von seinem, erregbarem Sinn, von der gewähltesten Bildung: an seinem Hof sammelte sich alle Kunst, alle Wissenschaft, jene, den Luxus zu veredeln, den er liebte, diese, auch der leichten geistreichen Geselligkeit, die er um sich zu schaffen verstand, Gehalt und Werth zu verleihen. Hier hatte der Atticismus eine neue Heimat gefunden, hier bildete sich eine Eourtoisie, welche die anmuthigften Formen hellenischer Bildung mit ihren edelsten und tiefsten Schöpfungen zum glänzend vielseitigsten Genuß verband. Nie hat man das Leben zierlicher zu schmücken, geistreicher zu genießen, nie seiner zu schmeicheln verstanden, als an diesem Hofe. ^ Wie gar verschieden von dem macedonischen Antigonus, dem Freunde jener ernsten Stoiker, ist dieser Phi-ladelphus! Er hat nicht, wie jener, ein mühsam Auferbautes wieder und wieder von Neuem zu beginnen, mit Willenskraft und festem Lebensplan endlich hindurchzuführen: er hätte nie Großes gegründet, aber weiter zu führen weiß er es. Er ist behutsam, nicht ohne Mißtrauen, wenn es gilt, auch gewaltsamster Entschließung fähig. Er fucht nicht den Ruhm der Kriege, er meidet sie, bis sie ihm sichern Gewinn versprechen; er zieht nicht selbst in die Schlacht hinaus, aber seine Gesandten gehen zum Königshofe am Ganges und zum Senat am Tiberstrom; seine Flotten erscheinen in den äthiopischen Meeren und am Gestade des Pontus; und während er daheim Canalbauten, Städtegründungen, Hafenanlagen verordnet, für nichts Sinn zu haben scheint, als für die inneren Verhältnisse und das wundervolle Aufblühen seines schönen Landes, umspinnt er die,Welt mit den heimlichen Fäden seiner unermüdlichen Politik. Und wieder sucht er neue Zerstreuung da und dort; bald ist es ein neues Gemälde, eine kostbare Gemme, bald seltene Thiere für die Menagerie, eine neue Handschrift für die Bibliothek, ein endloses Genießen; und doch bei aller Zerstreuung und Thätigkeit kann er des krän- *) Ptolemäus Ceraunus, des Königs ältester Sohn, verließ, so zurückgesetzt, Alexandrien und rechtfertigte (an Lysimachus' Hof) hinlänglich des Vaters Entscheidung.
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