1873 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
141. Der Krieg mit Tarent und mit Pyrrhus von Etzirus^ 505
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von zehn römischen Schiffen trotz der Verträge über das lacinische Vörgebirge hinaus gesegelt, um die am Abnatischen Meere gewonnene Küstenlanbschaft der Senonen zu schützen. Sie erschien vor Tarent und ankerte Angesichts der Stadt, als das Volk in dem Theater versammelt war, von dem aus man den Hasen übersehen konnte. Von einem Demagogen (Philocharus) zur wilbesten Wuth aufgereizt, stürmte die Menge nach dem Hasen hinab; ungerüstet zum Wiberstanb, suchten die Schiffe zu fliehen; fünf entkamen, die übrigen würden umzingelt, vier in den Grunb gebohrt, eins erobert; die gefangenen Schiffshauptleute und Soldaten würden ermoreet, die Ruberer zu Sclaven gemacht. Eine Heeresmacht warb nach Thurii gefanbt; die römische Besatzung capitulirte gegen freien Abzug, die angesehenen Bürger würden verjagt, die Stadt geplünbert.
Der Senat hätte sehr gewünscht, einen Krieg zu vermeiben, durch den ganz Süb-Italien mit allen Hülfsmitteln bet reichsten Stadt jener ©egenbeit wiber Rom vereinigt warb, währenb Etrurien noch wiberstanb, daher waren die Forberungen so gemäßigt, als die Würbe bet Republik irgenb gestattete: Freiheit bet Gefangenen, und für Thurii Herstellung ober Erstattung alles Verübten, dann Auslieferung der Anstifter der Missethat. Aber theils leichtsinnig, theils von Haß verblenbet, wollte das tarentinifche Volk eben Krieg. Als die römischen Gesandten ins Theater, wo das Volk nach griechischer Sitte versammelt war, eingeführt würden, erregten ihre Prätexten ein rohes Gelächter des Haffes, welches sich erneuerte, so oft L. Postumius, der das Wort führte, in der Sprache fehlte. Verhöhnt und ohne Antwort würden sie aus dem Theater getrieben; inbem sie in den Gang traten, der von der Orchestra zum Eingang führt, drängte sich ein betrunkener Possenreißer an Postumius und besubelte sein Gewanb aus's Schänblichste. Das ganze Theater erscholl von Gelächter und Hänbeklatschen. Der Gesanbte zeigte dem Volk emporgehoben das besubelte Gewanb. Bei diesem Anblick ward das Gelächter noch weit stärker, und manche Stimme rief Beifall und den Römern Hohn. „Lacht nur", sprach der Gesanbte, „lacht nur, so lange ihr es könnt, ihr werbet lange genug weinen!" Diese Worte erregten Ausbrüche von Zorn; „daß ihr euch noch mehr erbost," schloß Postumius, „so sage ich euch, daß dieses Gewand in Strömen eures Blutes gewaschen werben wirb."
Solche Schmach zu verschmerzen, hielt schwer, aber der Versuch, sie zu ahnden, schien verwegen in die größten Gefahren zu stürzen. Manchen Tag überlegte der Senat, ehe der Beschluß gefaßt war, den Eonful L. Aemilius Barbula gegen Tarent ziehen zu lassen, beauftragt, die durch die Gefanbten angebotenen Friebensbebingungen zu wieberholen, wenn sie aber wieber verworfen würden, den Krieg mit Heftigkeit zu führen. Wie gemäßigt auch die Bebingungen fein mochten, unter benen der Conful, mit dem Heer an der Grenze stehenb, den Frieden antrug, Erfolg konnten sie nicht haben: Die Versünbigung überschritt die Möglichkeit von Versöhnung und Vergessenheit.