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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 624

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
624 Xl Die Römer. Natur widerstrebte, kleinere Ungesetzlichkeiten zuzugeben, um größere zu verhindern, oder demjenigen, welcher weniger zu fürchten war, seine ungerechten Forderungen zu gewähren, um ihn zu gewinnen gegen den, der mehr zu fürchten war. Rauh, aber bieder, verfiel Cato im Kampfe mit den verweichlichten und verderbten Sitten seiner Zeit in manches Excentrische, wie wenn er als Prätor ohne Schuhe und Tunica in der Stadt herumlief, weil die Statuen des Romulus und des Camillus auch keine hatten. Er ging indeß nur in den Äußerlichkeiten fo weit; er wollte ein recht unliebenswürdiger, rücksichtslos harter Römer von eiserner Thatkraft und Alles aufopferndem Bürgersinne sein. Der mildere Geist seiner Zeit hatte aber seine Macht über ihn ausgeübt, ohne daß Cato es merkte: griechische Wissenschaft und Bildung hatten ihn dazu schon viel zu human gemacht. Er besaß wohl noch die Kraft, doch nicht mehr die Härte eines alten Römers. Beim Untergange der Republik tödtet er zwar sich selbst mit fester Ruhe; seinen Knaben jedoch schickt er zum Ueberwinder. Ein Römer der früheren Jahrhunderte hätte wohl mit seiner ganzen Familie den Untergang gesucht. Aecht römisch aber war die Nüchternheit seines Charakters. Ohne Spur von Feuer oder Poesie, blieb er immer männlich besonnen und verständig. Der Gegensatz zwischen Cato und Cäsar kann wohl mit den beiden Worten „Charakter" und „Genie" am Kürzesten und Treffendsten wiedergegeben werden. Ruhm hatten sie auf verschiedenen Wegen erlangt: Cäsar durch Geben, Unterstützen, Verzeihen,-Cato dadurch, daß er nichts gab. Der Eine war die Zuflucht der Unglücklichen, der Andere das Verderben der Schlechten. Die Gewandtheit wurde an Jenem gelobt, an Diesem die Festigkeit. Cäsar wünschte sich große Gewalt, Heere, neue Kriege, wo er seine Tüchtigkeit glänzen lassen könne. Cato dagegen befliß sich der Anspruchslosigkeit, der Zucht und Sitte, aber besonders der Strenge. Er wetteiferte mit dem Kräftigen in Tüchtigkeit, mit dem Bescheidenen in Ehrbarkeit, mit dem Uneigennützigen in Enthaltsamkeit. Er wollte lieber gut sein, als gut scheinen. Je weniger er daher nach Ruhm strebte, desto mehr erlangte er. Cato war unter allen hervorragenden Zeitgenossen wohl einzig darin, daß er nicht für die Interessen seines Standes, noch weniger für Privatzwecke kämpfte und arbeitete, sondern daß es ihm lediglich um das Beste des Vaterlandes zu thun war, für welches er die Erhaltung der Republik erachtete. Mochten alle Uebrigen nur auf ihren Ruhm und ihren Vortheil bedacht fein (Cicero nicht ausgenommen, obgleich er sich und Andern immer einzureden suchte, daß er das, was er sür sich thue, für das Vaterland thue), so blieb doch Cato durchaus frei von allem Eigennutz und zog bei allen seinen Handlungen nichts in Betracht, als das Wohl des Staates. Dieser Vorzug, in seiner Zeit besonders selten und auffallend, entfaltete sich immer reiner und glänzender im Unglück und verdunkelt alles Anstößige seines Charakters.
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